Ich möchte den heutigen Nikolaus- und Krampustag dem Halbbruder und seiner Familie widmen. Ich glaube, diese beiden Gesellen passen ganz gut zu den dreien. Vielleicht der Nikolaus für den Jungen und der Krampus für die beiden Alten. Dem fällt sicher ein, was er mit den beiden machen soll.
Der Junge hatte am 29.11.2016 (*) Geburtstag. Ich habe ihn schon vor Wochen gefragt, was wünscht du dir und die Sache war klar, nämlich eine Winterhose von Strauss (robuste Berufsbekleidung). Super, da habe ich auch gleich das richtige für ihn gefunden. Gesehen und bestellt. Und als die Sachen dann da waren habe ich nicht die Mutter oder den Vater wie sonst angerufen, sondern den jetzt bald 14 jährigen Buben.
Denn letztes Jahr waren die beiden Alten nicht in der Lage die Geburtstagswünsche und die Kleidung an den Jungen zu übergeben. Immer wieder hatten sie Ausreden, wieso sie nicht kommen können. Ich musste das Packerl nachschicken in seine sozialpädagogische WG.
Und diesmal habe ich mir gedacht, nein, der Junge ist 14 Jahre alt und jetzt braucht es die Alten nicht mehr. Er ist alt genug, dass ich mit ihm direkt korrespondieren darf.
Frau Ganga herself geht einmal von sich aus und da war mit 14 Jahren die Selbständigkeit angesagt.
Der Junge ruft mich dann Freitag Abend vor einer Woche um 19 Uhr 30 an, ob er und die Mama kommen dürfen und seine Sachen holen. Der Papa kommt nicht mit, weil er schläft. Ja klar, mach das. Obwohl ich lieber fortgegangen wäre am Freitag Abend. Also warte ich, dass die beiden kommen. 25 Minuten brauchen sie zu mir mit dem Auto.
Es wird 20 Uhr, niemand kommt, viertel nach acht, niemand da, halb neun, wo sind sie? Dann bekomme ich eine SMS vom Jungen, dass sie nicht kommen können, weil die Mama Kopfschmerzen hat. Die Mama hat aber sicherlich vor einer halben Stunde auch schon gewußt, dass sie Kofweh hat, wenn sie es denn hat. Ich war wirklich sehr verärgert.
Ich habe den Jungen zurückgerufen und er war mindestens so sauer wie ich. Dann machte ich ihm das Angebot, dass ich ihn am nächsten Tag abholen komme. Wir fahren dann zu mir, da soll er seine Sachen anprobieren und ich bringe ihn wieder nach Hause. Ja, dass ist ihm eh lieber als mit der Mama. Mir auch, denn sobald sie dabei ist, ist er nicht mehr existent.
Er hat morgen ab 13 Uhr Zeit. OK, er soll es aber den Eltern sagen.
Um kurz vor 13 Uhr, ich bin schon unterwegs, rufe ich ihn an, dass ich in 5 Minuten bei ihm bin. Paßt.
Ich fahre zum Haus hinauf und da steht schon der Halbbruder und der Junge auf der Straße. Abreisefertig.
Der Junge meint grinsend, dass seine Eltern nicht geglaubt haben, dass ich komme und ihn abhole.
Ich schüttle den Kopf, verstehe nicht, was das soll. Klar hole ich ihn ab.
Der Junge meint zu mir und dem Vater, dass er um 15 Uhr 30 wieder zu Hause sein will, weil er noch Bestimmtes tun möchte. Gut, so machen wir es. Und ich denke mir noch, schnell weg, bevor der Alte auch noch mitmöchte. Der hat schon zum Sprechen angesetzt, so von wegen kommen und abholen, treffen, ....
Ich verabschiedete mich auf die Schnelle, sagte paßt schon so, ich bring ihn wieder um 15 Uhr 30 und sprang ins Auto, der Junge machte es mir nach und weg waren wir.
Und so brausten wir auf der Straße dahin und hatten Spaß. Wir waren beide in einer freudigen Stimmung. Wir hatten die beiden Alten abgehängt.
Bei uns zu Hause wurde dann anprobiert, Größen verglichen, .... der Junge wollte unbedingt, dass ihm die Hose eng um die Hüften sitzt.
Das kennen wir doch und nur weil er noch wachsen wird, darf er trotzdem die enge Hose haben. Dann soll er sie auftragen und in einem halben Jahr kauft man dann die größere. Der Junge war glücklich und ich auch.
Zum Essen machte uns der Mann Toast und wir putzten alles weg. Die Portion passte auch für den Jungen. Da gab es keine Übelkeit und kein anschließendes Erbrechen. Die Stimmung war locker und entspannt.
Um 14 Uhr 30 fingen die Anrufe an. Zuerst auf meinem Handy, aber das höre ich sowieso nicht läuten. Dann rief die Mutter beim Jungen an, wir sollten uns in diesem und jenem Wirtshaus treffen. Hej, der Junge will um halb vier zu hause sein und ich habe auch noch was vor.
Dann ruft der Alte an, ja wir sollen uns in dem Markt treffen, weil er geht Haare schneiden (am Samstag Nachmittag hat dort kein Friseur mehr offen und wartet auf ihn). Der Junge will aber nicht wieder in ein Wirtshaus, sondern nach Hause. Also flüstere ich ihm, ganz gute Tante, zu, dass er sich durchsetzen soll, wenn er nach Hause will.
Und dass macht er. Dann kommen wechselweise noch Anrufe. Sie wollen ihn bei uns abholen kommen etc. Wir beschließen, dass er jetzt keine Zeit mehr für die Beiden hat.
Um halb vier fahren wir wieder zum Haus hinauf und die Mutter kommt uns auf der Straße schon entgegen. Dazu möchte ich erklären, dass sie einen Messie-Haushalt haben und niemanden hineinlassen wollen!
Das Phänomen trifft ja bei denen auch zu, dass sie bei anderen immer sehr etipitete sind und mit den Finger auf vermeintlichen Schmutz zeigen. Ich sag nur "Mit einem Finger auf den anderen und mit drei Finger auf sich selbst".
Die Mutter bedankt sich, dass der Junge eine neue Hose bekommen hat. Sie war nett zu mir, dass hat alles gepasst. Bevor ich fahre, erinnere ich den Jungen noch daran, dass er mir seine kaputte Lieblingshose bringen soll. Der Mutter ist es peinlich, als der Junge mit der verdreckten Hose daher kommt. Ich schnappe sie mir einfach, verabschiede mich schnell, sag ihr noch sie braucht sich wegen der Hose nicht zu genieren, ich wasche sie bevor ich sie flicke und sitze wieder im Auto. Nur schnell weg.
Ich habe jetzt den Absatz mit den Ratten im Erdgeschoß, der versunkenen Kleidung die sie anhaben, der fehlenden Waschmaschine, .... gelöscht, weil's einfach überhaupt nicht lustig ist.
Der Bruder wollte am Abend in meinem Lieblingslokal meine Getränke zahlen. Ich habe es nicht geschafft freundliche Nasenlöcher zu machen, weil mir hat am Nachmittag so gegraust vor der Familie. Ich habe heimlich selbst gezahlt und die Wirtin hat es ihm dann gesagt. Herausgewunden habe ich mich, so von wegen, ein anderes Mal, es soll doch nicht wegen der Hose sein etc.
Beleidigt war er trotzdem.