Bei uns in der Arbeit überschlagen sich die Ereignisse. Gestern, am Montag, war ich so enttäuscht von der Chefin, weil sie wohl mit Alexandra ein Gespräch hatte, aber von Kündigung wegen grober Pflichtvernachlässigung nicht die Rede war.
Geweint habe ich vor lauter Enttäuschung. Was muss noch passieren, dass es Konsequenzen gibt?
Und was war heute? Unsere Alexandra kommt mit ihrem 9 jährigen Jungen an der Hand in die Arbeit und stapft mit ihm zur Chefin. Der Junge weigere sich in die Schule zu gehen, hat massive Panickattacken und nur mehr Angst. Mit anderen Familienmitgliedern bleibt er nicht zu Hause. Deshalb möchte sie ihn in die Arbeit mitnehmen. Dass er bei ihr im Büro sitzt.
Wohlgemerkt auch während der vertraulichen Gespräche mit den Klienten!
Jetzt muss ich aber zum Verständnis sagen, dass wir der Alex bereits vor zwei Jahren gesagt haben sie und ihr Mann sollen unbedingt zum Kinderpsychologen gehen. Und der Bub braucht eine andere Schulform, passend für seine Bedürfnisse und keine öffentliche Schule. Der Bub ist bereits zum zweiten mal in der Volksschule sitzen geblieben! Und ständig sucht die Familie Gründe wieso er in der Schule nicht so mitkommt, wie die anderen. Einmal vermuten sie, dass er Legastheniker ist, dann heißt es, er ist lernschwach etc.
Wieso nicht zum Kinderpsychologen? Ja weil sie nicht Lust hat, die Frau Psychologin, so viel Geld auszugeben. Wohlgemerkt, sie hat sich vor 2 Jahren einen VW Tuareg gekauft, neu. Kostenpunkt um die 40.000 Euro. Also, sie hat in einen bürgerlichen, gut betuchte Familie eingeheiratet. und das Geld spielt bei denen sicherlich keine Rolle.
Und in eine andere Schule will sie ihn nicht geben, denn da müßte sie länger zur Schule zum Abholen fahren. Klar kannste sagen, dass sind Ausflüchte. Aber wenn keine Bereitschaft da ist, zu reflektieren und Verantwortung zu übernehmen, dann schüttelt man nur mehr den Kopf. Und der Junge tut uns sehr leid. Mit solchen Eltern, da bist du gestraft für dein ganzes Leben.
Aber wieder zurück zur die Arbeitssituation.
Die Chefin meinte zu Alex, dass sie das nicht gerne sieht, dass sie ihren Jungen mitnimmt. Aber was kann sie tun? Alex kommt mit dem Jungen zu mir herunter. Ob es für mich passen würde, wenn sie den Rest der Woche auf Urlaub ist. Wegen dem Bub. Ja was soll ich dazu sagen? Soll sie gehen und sein. Im Nachinein fällt mir auf, dass sie ja gar kleinen Urlaubsanspruch mehr hat. Sie ist ja im August schon drei Wochen auf unbezahlten Urlaub gegangen.
Und dann kommt eine halbe Stunde später eine mail von Alexandra, dass die Chefin sie aufgefordert hat, sich bis Montag zu überlegen, welche Arbeitsleistung sie noch bei ihren Klienten erbringen kann. Alex meinte dann noch, sie würde gerne in der Arbeit bleiben.
Ich weiß eh was in der halben Stunde passiert ist. Die Chefin ist zum Nachdenken gekommen.
Jetzt sag ich mal, wir haben eh schon die schwer behinderte Maria, die nicht mehr kann und dann will ich keine zweite Kollegin, die noch weniger tut als Maria. Die ihre Fürsorgepflicht nachweislich vernachläßigt, und sich nichts dabei denkt. Sie kreist nur um sich. Meine Kollegin ist überzeugt, dass die Alex ein "Burn-Out" hat. Unter anderem, weil ihre Wahrnehmung massiv eingeschränkt ist. Sie merkt nicht, was sie für Scheiße baut, reagiert auf Hinweise und Ersuchen mit Frechheiten und wird pampig.
Und wer macht die Arbeit?
Wir bekommen kurzfristig ab 15.11.2013 eine Aushilfe von einem anderen Team. Ich hoffe, der stellt sich gut an. Und, ganz wichtig, er muss zu uns passen, sonst kannst du die Sache gleich vergessen. Entweder wir verstehen uns oder nicht.
Einschulung machen natürlich auch Annamaria und ich. Dann können wir aber auch sehen wie er sich anstellt und eine Verbindung zu ihm ist damit auch hergestellt.
Und was ist in den Tagen dazwischen?
Annamaria hat sich dazu entschlossen bei Anfrage von Alexandras Klienten, die Arbeit einfach zu tun.
Das werde ich auch machen. Eine bockige Einstellung bringt mir und den Klienten gar nichts. Ich will die Menschen nicht unversorgt zu lassen. Das muss man nämlich auch aushalten. Es ist der bedeutend einfachere aber auch härtere Weg einfach das zu tun was zu tun ist.
Annamaria und ich sind schon an unserem Limit, was wir auch bei passender Gelegenheite kund tun.
Ich ernte aber auch die Früchte meiner Arbeit.
Und dann ist noch was Arges passiert. Um viertel nach drei ruft die Chefin bei mir an, ich war alleine am Stockwerk. Ein Kollege, auch Betriebsrat, wird gerade gekündigt. Weshalb? Möglicherweise weil er seine Ex-Freundin, auch eine Kollegin, seit 2 Jahren stalkt und Mediatoren und Gericht damit beschäftigt sind. Aber wieso jetzt? Da muss was passiert sein.
Den einen Betriebsrat kannst du eigentlich nicht kündigen, zumal der Betriebsrat von einer Kündigung vorher unterrichtet werden muss. Wie geht das, wenn einer vom BR selbst der Betroffene ist?
Oder es ist ein Urteil ergangen, dass er sich der Frau auf 50 Meter nicht mehr nähern darf.
Das hat mich heute Nachmittag schockiert. Und, ich habe meine Bürotür von innen sofort zugesperrt. Denn ich kenne den Typen. Und wenn er schon so zerstörerisch unterwegs ist und dann wird er auch noch gekündigt da kann es schon zu Ausraster kommen. Sonst hätte mich die Chefin auch nicht angerufen. Ich habe sofort verstanden was sie meint.
Sie selbst hörte sich stimmäßig ganz schlimm an. So habe ich sie noch nie gehört.
Aber, in der Sache ist es schon zu gewalttätigen Übergriffen vom Kollegen gekommen. Und die Chefin hatte immer wieder Angst um die Kollegin. Begründet!