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Donnerstag, 13. August 2015

Aus der Arbeit: ... Feuer, es brennt ....

Ich bin heute morgen von einem Bewohner verständigt worden, dass es in der Nacht von gestern auf heute einen Brand in dem Wohnhaus gegeben hat, wo der irre Typ von gestern wohnt.

Die Story hat mich zuerst bestürzt, dann war ich beunruhigt und jetzt bin ich durchaus gespannt ob da noch etwas an Aktionen kommen wird. 
Mein Job als Urlaubsvertretung ist mit morgen Mittag beendet und am Montag ist wieder der Kollege da, den der aggressive Typ angeht.
Ich bin neugierig und werde beobachten und so wie ich die Lage einschätze, werde ich weiter eingebunden bleiben.

Die Geschichte hat sich in der Nacht folgendermaßen abgespielt. Um 2 Uhr früh steht der Müllmann (Pseudonym) auf um pinkeln zu gehen. Tramhaperd tappt er zur Toilette und als er sich dann entspannt fühlt, nimmt seine Nase einen Brandgeruch war.
Langsam wacht er auf, seine Sinne sammeln sich, die Augen öffnen sich auf Halbmast und er wankt ins Zimmer zurück, um zu schauen, von wo der Brandgeruch herkommt. Aber nichts ist los in seiner Wohnung, und auf der Terrasse bemerkt er auch kein Feuer. 
Zum Glück ist er schon soweit munter, dass ihm der Brandgeruch komisch vorkommt.

Ja wenn’s nicht in der Wohnung ist, und auf der Terrasse auch nichts mit Rauch und Feuer ist, dann sind die Möglichkeiten schon beschränkt. 
Als der Müllmann die Wohnungstür aufmacht dringt ihm schon dicker Rauch aus dem Stiegenhaus entgegen. Und weil der Typ tough ist, rennt er mitten in den Rauch hinein und klopft die anderen Bewohner aus den Wohnungen. … es brennt, Feuer, raus aus der Wohnung, Feuer, es brennt…. Und schlägt vermutlich so heftig an die Türen, dass es wirklich jeder hört. Dann ruft er die Feuerwehr.

Und wisst ihr, was gebrannt hat?
Im Erdgeschoß, unterhalb der Postkasteln stehen immer einige Kartons für die Werbeprospekte zum entsorgen, und die wurden angezündet. Um 2 Uhr früh. Wo alle schlafen. Wenn das keiner gemerkt hätte. Zum Schluß hätte die Kraft des Feuers für einen Hausbrand ausgereicht.

Die Feuerwehr ging dann in jede Wohnung, die Türen und Fenster mussten geöffnet bleiben, damit der Rauch abziehen kann.
Ob es der aggressive Mitmensch war, kann man nicht sagen. Das es Brandstiftung war ist klar, aber sonst …



Dienstag, 11. August 2015

Aus der Arbeit: Eine Geschichte ... von früher und heute

Ich mache gerade die Urlaubsvertretung für einen Kollegen und komme bei einer Aufkündigung des Wohnverhältnisses zum Handkuss. Es ist immer eine schwierige und traumatische Sache, wenn jemand aus der Wohnung muss.

…  und ich denke mir, den Mann kenne ich doch. Er sieht zwar ganz anders aus als noch vor 30 Jahren, aber ich erkenne ihn doch wieder.

Unsere Begegnung damals war kurz. Er war mit einem Freund unterwegs und ich mit einer Freundin. Sein Freund und ich waren uns sympathisch und wir wollten den Abend zusammen verbringen. Also zogen wir zu viert um die Häuser und irgendwann landeten wir dann zu viert in der Wohngemeinschaft der Beiden.

Der Typ kam mir schon damals reichlich komisch vor. Er war zwar vom Gesicht her ein attraktiver Mann mit gleichmäßigen und markanten Gesichtszügen, aber er hat nicht viel gesprochen, schaute sehr grantig, gab sich unleidlich und hochnäsig.

Sein Freund und ich hatten unser eigenes Programm und er blieb mit meiner Freundin zurück. War der Typ angefressen, dass sein Freund die restliche Nacht etwas anders vorhatte. Er fand es eine Frechheit, dass der Mann mit ihm fortgeht und dann was besseres vorhat. Das sei für ihn nicht die Vorstellung von Freundschaft. Er zickte herum, war die totale Mimose, und nicht schwul!

Ein zweites Mal traf ich den Typen als ich neben der Schule Werbeprospekte austrug. Da läutete ich zufällig an seiner Tür an. Erkannt hat er mich nicht, ich sag mal, zum Erkennen gehört auch das Wahrnehmen. Und der Mann war damals ganz mit seinem eigenem beschäftigt.     
      
Der Typ textete mich da an der Türe ganz aggressiv zu, er sei Altenpfleger und habe Nachtdienst gehabt und was ich mir einbilde und bei ihm läute. Kann er nicht einmal Ruhe haben. Er wird sich an den Bürgermeister wenden, dass er nicht immer belästigt wird.  Und es gibt noch andere Personen, die ihn belästigen und vom Leben abhalten. Den Polizeiobersten kenne er auch und der werde ihm helfen.

War ich schockiert als ich ihn da stehen sah  und er abstruse aggressive Reden hielt. Ich habe ihn nämlich bei unserer ersten Begegnung ganz interessant gefunden. Er hatte so etwas Unnahbares und damals zogen mich so einsame Wölfe an. Aber als ich ihn so sah, hatte er schon ein hohlwangiges Gesicht und riesige Augen, die tief in den Höhlen lagen. Ich schaute, dass ich so schnell wie möglich weiterkam, denn damals war mir klar, dass der Typ auf harten Drogen sein musste. Auf einmal galoppierte die Phantasie mit mir durch und ich sah ihn mit einer Spritze auf mich losgehen, so aggressiv war der. Nur schnell weg.

Und dann begegnet mir derselbe Typ hier bei uns auf der Arbeit. 30 Jahre Drogenmissbrauch der härtesten Art und viel aggressiver als damals. Derzeit auf ein Substitut eingestellt. Ich kenne das eh, wenn so einer es schafft ein gewisses Alter zu erreichen, hat er nicht mehr die Power sich seinen Stoff zu besorgen. Für den Beikonsum (Tabletten) reicht es noch. Das Geld ist immer knapp, seinen Arsch (dieser Ausdruck muss sein, denn er beschreibt den unendlichen Missbrauch) kann er auch nicht mehr so verwerten wie früher und zum Klauen fehlt ihm mittlerweile das ruhige Händchen. Und vor einer Haft haben Drogensüchtige ja eine Heidenangst, denn da werden sie mit minimalen Dosen Gift auf null herabgesetzt. Und jeder der Mithäftlinge geht davon aus, dass er ein Stricher ist. Das Gerücht, dass Häftlingen potenzmindernde Mittel durchs Essen verabreicht werden, stimmt nicht.

Er hat gestern den Brief mit dem angekündigten Rauswurf mit Ende August bekommen und schon gestern ist er viermal bei mir aufgetaucht. Ein ums andere Mal aggressiver. Und immer die gleiche Leier. Bei einem Rechtsanwalt war er, in der Klinik ist er bekannt, den Stadtrat … kennt er, an den Bürgermeister hat er sich bereits gewendet, und diese Leute lassen sich das nicht bieten, dass mit ihm so umgegangen wird.

Morgen wird seine Geschichte und wie ihm übel mitgespielt wird in der Zeitung stehen usw. Zuerst  ließ er sich noch beruhigen und er zog ab. Beim letzten Mal brachte er mir einen alten Strickhandschuh mit und fetzte ihn auf meinen Schreibtisch (Fehdehandschuh). Ich soll ihn gefälligst bei meiner Chefin abgeben.
Ich: „ Sie, Herr … interessieren mich. Ich kümmere mich nicht um die Firma sondern bin für sie da. Den Fehdehandschuh werde ich nicht weiterreichen, den mit der Struktur der Firma habe ich nichts zu tun.“

Er zog unter Mitnahme des Handschuhs ab.

Der Chefin kündete er ein Blutbad an.

Für mich interessant ist die Sache, dass sich das Verhalten vom Stiefbruder und ihm ähnlich ist. Beide erhöhen sich indem sie mächtige Leute ins Spiel bringen. Beide fühlen, dass sie es zu nichts gebracht haben (viele von uns werden in dieser Vorstellung erzogen) und holen sich Verstärkung durch mächtige Menschen. Dann werden sie auch mächtig und können es den anderen zeigen, dass sie bestimmen und nicht wer anderer.

Und auch der Umgang mit Herrn … ist derselbe. Immer höflich bleiben, durchaus zugewandt, er bekommt Aufmerksamkeit und dann wird er ruhiger und geht von selbst. Sobald er merkt, dass er nicht ernst genommen wird oder man ihn weiterhaben will, beginnt er zu wüten und du bringst ihn nicht mehr weiter.

Klar kann man da die Polizei holen, nur das bringt rein gar nichts. Nach drei Stunden ist er wieder da und die ganze Chose fängt von vorne an. Und eine Fremdgefährdung und Einlieferung in die Klinik bringt auch nichts, da sie ihn nach einigen Stunden auch wieder auslassen müssen. Und keiner will ihn haben, er ist schon bekannt wie ein bunter Hund.

Nachtrag: Heute war er um halb elf wieder im Büro. Ich kam gerade von draußen herein und fragte ihn höflich, was ich für ihn tun kann. Er war irritiert und meinte, er lässt sich von mir nicht blöd anreden. Ich frage ihn wieder höflich, was ich für ihn machen kann und darauf meinte er ich soll mir morgen die Kronenzeitung besorgen, da stehe alles drinnen. Ich nahm es zur Kenntnis und verabschiedete ihn und zog meine Bürotür zu.
Er zog ab, beim Hinausgehen kam ihm eine Kollegin entgegen, die er anschrie, dass er für so Gfraster wie sie nicht die Türe aufhält.

Es bleibt spannend.


Montag, 10. August 2015

Bruder, .... was soll's

So, jetzt fühle ich mich wieder bereit zu schreiben. Gehen tut es wie im letzten Eintrag auch, wieder um mich und den Jungen bzw. der „geerbten“ Familie. Es hat sich in mir ja in letzter Zeit eine ziemliche Verwirrung breitgemacht, was die Hilfsbedürftigkeit du die Not des Jungen und die Intensität der Kontakte zu ihm anbelangte.
Für mich war die Frage ob ich dem Jungen helfen kann, in dem ich Kontakt zu ihm halte. Ich fühlte mich ratlos und innerlich hin und her gerissen, zwischen dem Gefühl als  Ansprechperson für den Jungen hilfreich zu sein (Danke Manuela!) und der klaren Distanz zu den Leuten.
Es ergab sich am Wochenende und einige Tage davor, dass ich mit den beiden Alten insbesondere mit dem Halbbruder einige sachliche Angelegenheiten zu besprechen und erledigen hatte. Diese persönlichen Kontakte ermöglichten mir dann, in mich hineinzuhorchen, zu schauen wie es mir im Kontakt geht, was ich meine wie es läuft mit den dreien,…  und es brachte die Lösung meines inneren  Konfliktes.
Klar wurde wieder einmal, dass ich so wenig Kontakt wie möglich bzw. so viel Kontakt wie notwendig zu dieser Familie haben möchte. Am besten wäre gar keiner.                                                 Vielleicht ergibt sich das aus den Umständen auch einmal. Möglichkeiten und Lösungen gibt es dafür durchaus.
Aber wieder zurück zum eigentlichen Thema. Ich bin immer wieder von der Randständigkeit und der damit einhergehenden Verwahrlosung dieser Menschen erschüttert. Und ich kenne weiß der Himmel viel. Was mich am Wochenende sehr erschüttert hat, waren die vielen Lügen der beiden.  Sie bauen sich eine Realität auf, die nichts mit dem zu tun hat, wie sie leben.
Ein Beispiel war, dass der Junge letztes Jahr mit der Heimgruppe für eine Woche in Niederösterreich(fiktiv) auf Urlaub war und dieses Mal fahren sie für eine Woche nach Tirol(fiktiv). Die beiden Alten erzählten mir am Wochenende, wie sehr die Urlaubswoche dem Jungen Spaß machen wird, den dort gehen sie schwimmen und Radfahren und machen Bootsausflüge. Ich habe den beiden interessiert zugehört und die Urlaubswoche toll gefunden, obwohl ich wusste, dass das die Urlaubsbeschreibung vom letzten Jahr war. Dieses Jahr verbringt der Junge mit der Gruppe eine Woche als Selbstversorgen auf einer Alm. Die Milch holen sie sich beim Bauern, das Brot auch. Wandern in den Bergen steht am Programm.
Der Punkt ist der, dass sich die Alten nicht für den Jungen interessieren. Interessiere ich mich für ihn, werden sie eifersüchtig auf den Jungen! Sie beginnen dann, ihn sofort abzuwerten und meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dazu ist aber festzuhalten, dass ich austauschbar bin.
Der Bruder ist bedürftig wie ein Säugling und möchte Macht und Wichtigkeit haben.                       Steht der Kühlschrank neben ihm, ruft er am Handy seine Frau an, die dann sofort in den Raum kommt, das Bier aus dem Kühlschrank holt und ihm vorstellt.                                                           Und er ist ein typischer  Stammtischbruder der sich mordsmäßig wichtigmacht und immer kundtut, wem er gerade in den Arsch tritt. Die Argumente sind dumm und großkotzig. Seine Freunde, die er dabei ins Rennen führt, sind Richter, Geschäftsleute, … lauter höher gestellte Menschen also.                           
Und so gewinnt er für sich an Macht und Einfluss, wenn er sich in der fiktiven Auseinandersetzung mit den „Mächtigen“ befindet.
In Wahrheit sind die Freunde und Freundinnen der beiden, selbst verwahrlost und asozial.
Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es nichts nützt ihn und sie mit ihren Lügen zu konfrontieren. Diese Menschen wollen und können nicht von diesen Lügengebäuden Abstand nehmen. Die Realität ist zu beschämend für sie.
Was die Nähe und den Kontakt zum Jungen angeht, ist es für mich so, dass ich KEINEN nahen Kontakt zu ihm will. Die Lebensführung der Familie ist in keiner Weise meine.                                                        
Der Junge ist bedürftig, was die Nähe und Liebe anbelangt. Der Vater lehnt ihn offen ab, weswegen er sich an die Mutter halten muss, damit er psychisch nicht ganz den Boden unter den Füßen verliert. Die Lieblosigkeit und das Ausgesetzt sein würden ihn zerstören. Also hält er an dieser Familie NOCH fest.
Meinen Part sehe ich darin, dass ich ihm bei Bedarf, ohne moralisierend zu sein, auch andere Möglichkeiten eröffne. Ich kann ihm vorsichtig sagen, dass ich ihn verstehe und dass ich weiß, was er meint.  Der Kontakt muss dafür nicht oft sein, auch wenige Begegnungen können einen Menschen helfen. Ich habe auch den Eindruck, dass er meine Grenzen wahrnehmen und annehmen kann.



Sonntag, 2. August 2015

Ich hab Lehrgeld bezahlt

Ich hatte ja vor einigen Tagen wieder eine schräge Begegnung mit der neuen Familie.

Der Junge ruft mich an, und sagt mir, dass die Mama heute Geburtstag hat. Schockschwernot. Das habe ich ja ganz vergessen. Und jetzt habe ich mich gerade auf meinen wohlverdienten Spätnachmittag gefreut. 
Der Arbeitstag war heute schön und ich freute mich schon darauf, meinen Körper zu spüren, Rad zu fahren. Duschen und Haare waschen waren geplant.  
Und dann der Anruf des Jungen. Und weil ich ja noch immer glaube, dass seine Familie Scheiße ist, frage ich ihn, wie es ihm geht. Und natürlich wollte ich hören, dass nicht alles im Lot ist und so war es dann auch.
Dass die Mutter eine blutige Blasenentzündung hat und er jetzt schon den ganzen Tag beim Fischen ist. Er habe der Mutter gesagt, sie soll sich mal zu Hause niederlegen. Weil sie ja auch Geburtstag hat.
Mama und Papa streiten immer. Heute ist der Papa nach so einem Streit weggefahren und hat ihr gesagt, sie soll verschwinden. Der Mama würde es so gut tun, wenn sie mal mit mir oder anderen hinauskäme.
Und er selbst muss immer seine freien Tage beim Fischen verbringen, dass geht ihn schon so an. Und ständig muss er die Nächte im Auto sein und der Papa redet immer so blöd daher. ………
Und er weiß auch nicht, was er machen sollte. Ihn gehe nur alles an. Und wenn ich zur Mama fahren, ob wir ihn vom Fischen abholen können?

Ich bin sehr, sehr traurig, mir tut der Junge unendlich leid, ich habe großes Mitgefühl für die Schwägerin. Mein Herz ist schwer geworden. Ich weine ein paar Runden.
Ich möchte gerne helfen und vor allem dem Jungen Trost spenden. aber ich weiß auch, dass ich mich da ja nicht einmischen darf. Ich stecke in der Zwickmühle.
Also mache ich mich auf den Weg.

Ich habe der Schwägerin eine schöne Orchidee im Blumenladen gekauft und bin auf gut Glück zu ihnen nach Hause gefahren. In meiner Vorstellung hatte ich das Bild, dass die arme Schwägerin im Bett liegt, mit Fieber und komplett marode ist, sie sich über die Orchidee freut und wir darüber sprechen, dass sie besser auf sich achten sollte. Endlich auch einmal Zeit ohne den Alten zu haben. Also der böse und schlimme Alte. Die Frau und der Junge, die unter ihm so leiden.

Tja. Als ich mit dem Auto vorm Haus stehen bleibe, ruft mir der Bruder schon ein Hallo vom 1.Stock zu. Sie sitzen im Stüberl, auf der Terrasse. Mich trifft der Schlag denn mit ihm habe ich nicht gerechnet. Ich bin aus dem Konzept gebracht. Die Schwägerin ist auch oben. So steige ich mit der Orchidee die wackeligen Stufen zu ihnen hinauf und bin auf den Bruder sauer, dass er da ist. In meiner Vorstellung soll es anders laufen.
Es gab ein großes Hallo, weil ich komme und zum Geburtstag gratuliere. Ich bin froh, dass mich der Junge erinnert hat. Was da los gewesen wäre, wenn ich nicht mit Geschenk persönlich gratuliert hätte. So halte ich mich an die Konvention und dann kann ich wieder für die nächsten Wochen und Monate verschwinden.
Ein Freund sitzt noch am Tisch dabei.
Ich bin verwundert, dass die Schwägerin im luftigen Rock und in Flip-Flops dabei sitzt und nicht mit Decke im Bett oder auf dem Sofa liegt. Sie wirkt zwar leicht angeschlagen aber sonst fit.
Ich erfahre, dass der Arzt heute so ungut zu ihr war und sie nicht mehr drangenommen hat, nur weil sie heute länger im Bett liegen geblieben ist. Jetzt muss sie morgen nochmals hin.
Mein Mitgefühl ist schlagartig weg.

Mein Bruder will meine Aufmerksamkeit und die bekommt er auch, wir haben über viele Themen zu sprechen. Und immer wieder danke ich dem Jungen im Stillen, dass er mich angerufen und informiert hat.
Dann beginnt bei der Schwägerin des Handy zu läuten. Der Junge will abgeholt werden. Ja, da hat er wohl keine Chance. Das abgeholt werden kann er sich jetzt in die Haare schmieren und das ich bei seinen Alten bin, das erfährt er von ihr auch nicht. Im Laufe der nächsten Stunde spricht er ihr auf den AB und schickt ihr SMS und drängt auf’s Nachhause kommen. Leicht peinlich ist’s ihr schon und sie wirft mir verstohlene Blicke zu. Und dann beginnt sie zu erklären, dass der Junge so gerne beim Fischen ist. Jeden freien Tag mag er am Wasser verbringen. Und das Heim ist so böse zu ihnen als Eltern, dass er dort alleine ist. Und dann kommt wieder das Argument: „Die trauen ihm so wenig zu.“

Dann wird sie unvorsichtig und erzählt, dass er schon mit fünf Jahre so selbständig war, dass er zum Spar (der zwei Kilometer an der Hauptstrasse entfernt liegt ohne Gehsteig) einkaufen gegangen ist. Und die Betreuer sind so böse auf sie und trauen dem Jungen einfach keine Selbständigkeit zu.
Ja Alte, hast du einen Vogel!? 

Und dann übersehe ich was.
Die Schwägerin tischt Wurst und Käse und Butter und Brot auf und ich esse davon!!!!
Obwohl ich es besser wissen müsste.
Und es ist mir wohl aufgefallen, das sie selbst nichts davon gegessen haben (sie gehen immer essen)! Ich habe noch gesagt, sie sollten doch auch zugreifen, ich komme mir komisch vor, wenn ich alleine esse!!
Also ich esse die angebotene Jause!!!!!
Und um 20 Uhr hat’s dann begonnen. Die nächsten 7 Stunden waren Hölle. Als dann alles aus mir raus war, ging es mir wieder gut.

Also, dass das kein Virus war ist auch klar. 
Weiß ich doch, dass sie es nicht schaffen, das Essen vom Auto in die Küche und dort in den Kühlschrank zu stellen. Hat mir doch auch der Junge am Telefon erzählt, dass sein gefangener und ausgeweideter Aal seit zwei Tagen im Auto liegt und den Weg in den Tiefkühler nicht gefunden hat und bereits stinkt (wieso er ihn nicht selbst in den Kühler gelegt hat? ..der Raum ist abgesperrt). Die Schwägerin erzählte mir zufällig von dem gefangenen Aal und dass sie ihn gleich in den Tiefkühler gelegt hat. Ich hab’s Pokerface auf.

Als ich wieder nach Hause fuhr, rief ich den Jungen nochmals an und habe ihm erzählt, dass ich dort war und auch mitbekommen habe, dass er heim wollte. Er hat dann abgewiegelt und meinte, er wollte nur, dass ihm wer etwas vorbeibringt.
Gruß und Kuss, und wir sehen und hören uns.


Die letzten Wochen .....

Langsam komme ich wieder in der Wirklichkeit des Alltags an. Der Urlaub rückt in die Ferne. Aber ich erinnere mich noch daran, dass ich gerade mal auf Urlaub war. Es ist ja immer wieder die Kunst, dieses entspannte Gefühl so lange wie möglich bei zu behalten.

Seit wir wieder zu Hause sind waren wir ganz schön fleißig. Den Garten haben wir neu mit winterharten Blumen bepflanzt. Und der Rabatt vorm Gartenzaun hat auch mehrere neue Bewohner bekommen. Ich habe mich für einige Kirschlorberstauden entschieden. Die wachsen zu, werden dicht. Daneben haben wir unseren Buchs eingegraben und sonst sind dort noch Flieder und zwei andere blühende Hölzer.

Die Wohnung ist geputzt, die Wäsche ist gewaschen und liegt bereits griffbereit im Kasten. Das ist eh nicht immer so leicht, da ich finde, dass die Sache mit der Wäsche sehr, sehr zeitintensiv ist. Und wenn ich dann nchts sauberes zum Anziehen habe, dann ist die Frustration und in Folge die Verwahrlosung eh schon voll da.

Bei der Hausärztin musste ich auch vorbeischauen, da ich seit Wochen starkes Weh bei der Achillessehne habe. Eine Salbe habe ich verschrieben bekommen und Gelkissen für die Fersen habe ich mir besorgt. Gerade die sind eine Wohltat beim Gehen. Ich hoffe sehr, dass das wieder vorbei geht.
Hätt’s nicht mit den Knien reichen können?
Ich sollte mich bewegen, gehen und Radfahren und habe starken Schmerzen. Und wenn ich nichts tue, wird der Schmerz in der Ferse auch nicht besser.

Und so habe ich mich jetzt durch die zwei Wochen gewurschtelt. Immer wieder habe ich den Frust gespürt wieder in den Pflichten des Arbeitsleben gelandet zu sein. Und obwohl ich meinen Job gerne mache, hatte ich alle möglichen Begründungen, wieso mich die Arbeit anstinkt. Allesamt neurotisch, darum führe ich hier auch kein Beispiel an. 
Jedenfalls hatte ich einige Tage dabei, wo ich Schokolade aß. Es ging mir wegen dem auch nicht besser und ich hatte dann Magenzwicken und es war mir übel.



Dann hatte ich noch Gyn-kontrolltermin, eine Füllung vom Zahnhals ist mir rausgegangen, ....
Jünger werd ich halt auch nicht mehr. Die Verschleißerscheinungen sind da.