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Montag, 10. August 2015

Bruder, .... was soll's

So, jetzt fühle ich mich wieder bereit zu schreiben. Gehen tut es wie im letzten Eintrag auch, wieder um mich und den Jungen bzw. der „geerbten“ Familie. Es hat sich in mir ja in letzter Zeit eine ziemliche Verwirrung breitgemacht, was die Hilfsbedürftigkeit du die Not des Jungen und die Intensität der Kontakte zu ihm anbelangte.
Für mich war die Frage ob ich dem Jungen helfen kann, in dem ich Kontakt zu ihm halte. Ich fühlte mich ratlos und innerlich hin und her gerissen, zwischen dem Gefühl als  Ansprechperson für den Jungen hilfreich zu sein (Danke Manuela!) und der klaren Distanz zu den Leuten.
Es ergab sich am Wochenende und einige Tage davor, dass ich mit den beiden Alten insbesondere mit dem Halbbruder einige sachliche Angelegenheiten zu besprechen und erledigen hatte. Diese persönlichen Kontakte ermöglichten mir dann, in mich hineinzuhorchen, zu schauen wie es mir im Kontakt geht, was ich meine wie es läuft mit den dreien,…  und es brachte die Lösung meines inneren  Konfliktes.
Klar wurde wieder einmal, dass ich so wenig Kontakt wie möglich bzw. so viel Kontakt wie notwendig zu dieser Familie haben möchte. Am besten wäre gar keiner.                                                 Vielleicht ergibt sich das aus den Umständen auch einmal. Möglichkeiten und Lösungen gibt es dafür durchaus.
Aber wieder zurück zum eigentlichen Thema. Ich bin immer wieder von der Randständigkeit und der damit einhergehenden Verwahrlosung dieser Menschen erschüttert. Und ich kenne weiß der Himmel viel. Was mich am Wochenende sehr erschüttert hat, waren die vielen Lügen der beiden.  Sie bauen sich eine Realität auf, die nichts mit dem zu tun hat, wie sie leben.
Ein Beispiel war, dass der Junge letztes Jahr mit der Heimgruppe für eine Woche in Niederösterreich(fiktiv) auf Urlaub war und dieses Mal fahren sie für eine Woche nach Tirol(fiktiv). Die beiden Alten erzählten mir am Wochenende, wie sehr die Urlaubswoche dem Jungen Spaß machen wird, den dort gehen sie schwimmen und Radfahren und machen Bootsausflüge. Ich habe den beiden interessiert zugehört und die Urlaubswoche toll gefunden, obwohl ich wusste, dass das die Urlaubsbeschreibung vom letzten Jahr war. Dieses Jahr verbringt der Junge mit der Gruppe eine Woche als Selbstversorgen auf einer Alm. Die Milch holen sie sich beim Bauern, das Brot auch. Wandern in den Bergen steht am Programm.
Der Punkt ist der, dass sich die Alten nicht für den Jungen interessieren. Interessiere ich mich für ihn, werden sie eifersüchtig auf den Jungen! Sie beginnen dann, ihn sofort abzuwerten und meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dazu ist aber festzuhalten, dass ich austauschbar bin.
Der Bruder ist bedürftig wie ein Säugling und möchte Macht und Wichtigkeit haben.                       Steht der Kühlschrank neben ihm, ruft er am Handy seine Frau an, die dann sofort in den Raum kommt, das Bier aus dem Kühlschrank holt und ihm vorstellt.                                                           Und er ist ein typischer  Stammtischbruder der sich mordsmäßig wichtigmacht und immer kundtut, wem er gerade in den Arsch tritt. Die Argumente sind dumm und großkotzig. Seine Freunde, die er dabei ins Rennen führt, sind Richter, Geschäftsleute, … lauter höher gestellte Menschen also.                           
Und so gewinnt er für sich an Macht und Einfluss, wenn er sich in der fiktiven Auseinandersetzung mit den „Mächtigen“ befindet.
In Wahrheit sind die Freunde und Freundinnen der beiden, selbst verwahrlost und asozial.
Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es nichts nützt ihn und sie mit ihren Lügen zu konfrontieren. Diese Menschen wollen und können nicht von diesen Lügengebäuden Abstand nehmen. Die Realität ist zu beschämend für sie.
Was die Nähe und den Kontakt zum Jungen angeht, ist es für mich so, dass ich KEINEN nahen Kontakt zu ihm will. Die Lebensführung der Familie ist in keiner Weise meine.                                                        
Der Junge ist bedürftig, was die Nähe und Liebe anbelangt. Der Vater lehnt ihn offen ab, weswegen er sich an die Mutter halten muss, damit er psychisch nicht ganz den Boden unter den Füßen verliert. Die Lieblosigkeit und das Ausgesetzt sein würden ihn zerstören. Also hält er an dieser Familie NOCH fest.
Meinen Part sehe ich darin, dass ich ihm bei Bedarf, ohne moralisierend zu sein, auch andere Möglichkeiten eröffne. Ich kann ihm vorsichtig sagen, dass ich ihn verstehe und dass ich weiß, was er meint.  Der Kontakt muss dafür nicht oft sein, auch wenige Begegnungen können einen Menschen helfen. Ich habe auch den Eindruck, dass er meine Grenzen wahrnehmen und annehmen kann.



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