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Donnerstag, 29. Dezember 2016

Jugendamtsbesuch

Es geht wieder um den Jungen.

Letzte Woche am Dienstag wurde ich um 16 Uhr vom Jungen angerufen, ob er vorbei kommen kann. Er ist mit seiner Betreuerin vom Jungendamt unterwegs und sie sind bei uns in der Nähe.
Ich war zuerst mal schockiert und der Besuch passte mir überhaupt nicht, da ich gerade mein Training abgeschlossen hatte und noch eine gemütliche Wellnessstunde einlegen wollte.

"Ja, es ist in Ordnung wenn ihr kommt. Wann seid ihr bei mir?"
"In einer halben Stunde."
Ja, dass geht sich bei mir aus.
In meinem Hirn raterte es aber es beruhigt mich, weil die Wohnung sauber aufgeräumt ist! Denn wie ich die Leute vom Amt kenne, wollen sie sich einen Eindruck von mir und meinem Umfeld machen.
Und da kommen sie natürlich unangemeldet.

Gut, es läutete an der Tür und der Junge samt Sozialarbeiterin standen da.
Zum Trinken bekamen sie Saftwasser, was anderes habe ich nicht zu Hause. Die Frau war sehr nett und wir plauderten ungezwungen darüber, dass sie heute einen Ausflug gemacht haben. Der Junge sah heute glücklich aus und hat ein Lachen im Gesicht.

Mir paßte der Besuch der beiden dann auch gut, weil ich so dem Jungen sein Weihnachtsgeschenk geben konnte.
Darüber habe ich mir schon seit einigen Tagen den Kopf zerbrochen, denn ich wollte auf keinen Fall in ihre Höhle gehen.
Zu viel Schmutz, zu viel verdorbenes Essen und Trinken zu dem ich genötigt werde. Äußerst ungesund kann ich nur sagen.
Und so hat sich die Sache gut erledigt.
Die Besucherin musste dann mal auf die Toilette und ich habe sie auf das Frauenklo im ersten Stock geschickt. Da sind auch die Türen offen zum Trainingsraum, zum Schlafzimmer und zum Bad und sie kann sich gleich ein Bild machen.

Die beiden warteten noch die Ankunft vom Mann ab und fuhren dann in die Wohngemeinschaft vom Jungen. Den Weg nach Wels (Ort wurde natürlich geändert, aber es macht's einfach greifbarer mit Namen) haben wir ihnen noch erklärt und dann waren sie weg.
Boah, der Besuch war doch ganz schön aufregend für mich.

Die Beiden haben heute eine Tour gemacht und waren auch bei den Eltern zu Hause!, auch bei der Großmutter haben sie vorbeigeschaut.

Ich habe ja letztens einmal darüber geschrieben, wie ich den Jungen von zu Hause abgeholt habe.  Wo ich nur auf der Straße war, aber der Dreck rundherum, diese Verwahrlosung war schlimmer als ich es bereits kannte. Da passt ja der Besuch der Jugendamtstante wie die Faust auf's Auge!
Und wie ich die beiden Alten kenne, waren sie sicherlich nicht zu Hause und der Junge ging ganz sicher mit der Frau in die Wohnung hinauf! Der Schmutz dort muss derzeit auch ein extremes Maß angenommen haben, weil die beiden Alten und auch der Junge stinken. Ich meine ja, dass die Wohnung so übel riecht und sich der Geruch in der Kleidung festhängt.

Ich will damit keine Person beleidigen, die unter dem Messie-Syndrom leidet, das ich auch von meiner Arbeit kenne. Aber ich bezweifle es, dass diese Krankheit bei den beiden Alten zutrifft.

Am Abend bin ich dann fortgegangen und wie es so ist trudeln die beiden Schmutzfinken um 22 Uhr 30 in der Kneipe ein.
Von der Wirtin wußte ich bereits, dass sie jetzt öfters gekommen sind und sich beim Ofen breit gemacht haben. Die anderen Gäste von dort auch verscheucht haben, weil ihnen so kalt war.
Es tauchte die Frage auf, ob sie zu Hause nicht heizen.
Das schlimme für die Gäste, an dieser Ofenpartie der Beiden, war aber, dass sie durch die Wärme ziemlich zu stinken begonnen hatten.
Da fiel es dann halt noch mehr auf, dass ihre Kleidung schmutzig war und sie sehr ungepflegt  aussahen.
Grundsätzlich kann jeder Arbeiter in seiner Montur ins Wirtshaus gehen und ist willkommen, aber es geht sich jeder dann auch waschen, gerade wenn er am Abend fortgeht!

Die Schwägerin hat sich dann bei mir entschuldigt, dass ich so überfallen worden bin und meinte, dass hat sich der Junge halt so eingebildet zu kommen. Natürlich, war das der Junge, wer denn sonst.
Ich grinste mir innerlich eines.
Und weil ich es wissen wollte, erzählte sie mir, dass die Beiden bei der Großmutter waren und auch an dem Platz wo er immer fischen ist. Dass sie bei ihnen zu Hause waren, wollte sie verschweigen. Aber nicht mit mir. Da kann ich hartnäckig werden und weil ich es wissen will, frage ich, ob sie zu Hause waren als die Beiden auftauchten. Sie wollte nichts sagen, aber ich habe das Schweige- und Anstarrduell gewonnen.
Nein sie waren nicht zu Hause.
Ich empfand Schadenfreude, verhielt mich aber neutral.

Es ist halt doch immer wieder ein Ereignis, wenn mir dieser Halbbruder und seine Lebensgefährtin unterkommen. Der Junge tut mir einfach leid.






4 Kommentare:

  1. Ich muss grinsen ob des Satzes "ich habe das Schweige- und Anstarrduell gewonnen". Gut gemacht :)

    Herrje, was wird die Frau vom Jugendamt nur denken? Ist das nicht schon ein Zustand, wo man über die Gesundheit des Jungen sich Sorgen machen muss?

    Ich frage mich immer wieder, was mit solchen Menschen los ist. Kommt diese Unsauberkeit von der Faulheit oder ist es ihnen egal oder...? Weisst Du, wenn jemand z.B. psychische Probleme hat und es nicht unter die Dusche schafft oder sauber zu machen, dann kann ich das ja verstehen, aber wenn die für alles Kraft und Laune haben, nur nicht für die Sauberkeit, dann verstehe ich es wirklich nicht.

    Ja, der Junge kann einem nur leid tun, aber wie Du ihn beschreibst, ist er ein schlaues Kerlchen und ich hoffe, er kriegt später die Kurve und steigt aus dem "Familienkarma" aus :)

    Sei lieb gegrüsst,
    Clara

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    1. Hallo Clara,
      genau so geht es mir auch, wenn jemand psychisch krank ist, verstehe ich viel.
      Aber ich bin überzeugt, dass das auf die Beiden nicht zutrifft. Denn wie du schreibst, sie können alles andere, nur zu Hause sauber halten oder ihre Wäsche waschen wollen sie nicht.
      Mein Mann hat ihnen vor einem Jahr eine gebrauchte Waschmaschine besorgt. Ich sag mal, habe ich das Geld für die vielen Unternehmungen, dann kann ich mir auch eine Waschmaschine leisten. Aber das ist es dann nicht wert. Unglaublich so etwas.

      Wenn der Junge zu Hause ist, habe ich schon mitbekommen, ist ihm oft schlecht und er muss kotzen. Ja wenn die gekochten Nudeln einige Tage in der Pfanne am Tisch stehen, da würde ich auch einen verdorbenen Magen bekommen.

      Die Frau vom Jugendamt hat sicher wieder einen passenden Eindruck vom Zustand der beiden Alten bekommen. Da ist es wirklich gut, dass die unangekündigt kommen und noch dazu den Jungen dabei hatten und so in die Wohnung gehen können. Offiziell war ja die Begründung dafür die, dass er Schuhe von zu Hause holen musste.

      Für mich ist es immer wieder erstaunlich und unglaublich wie dieses System dann doch noch funktioniert. Von wo sie auch das Geld herhaben, um so viel unterwegs sein zu können und dann noch Nahrung und Kleidung zu kaufen.

      Ob's der Junge schaffen wird, ich hoffe es.

      Liebe Grüße
      Ganga

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    2. Hallo Ganga,
      wie Du schreibst, wenn für alles Zeit, Kraft und Energie da ist, nur nicht fürs Wäschewaschen oder duschen, dann ist das kein psychisches Problem.

      Solche Leute mogeln sich immer durch. Das habe ich gerade mit einer Bekannten erlebt, da fallen Dir die Augen raus, wie solche Menschen es schaffen, dass sie ständig auch noch von irgendwoher das Geld kriegen. Irgendwer hat halt immer Mitleid und unterstützt sowas dann auch noch.

      Dem Jungen ist zu wünschen, dass er den Ausstieg schafft.

      Ich wünsche Dir schonmal einen guten Rutsch in ein gesundes und glückliches neues Jahr!

      Lieben Gruss
      Clara

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    3. Hallo Clara,
      sie mogeln sich durch, dass ist gut, so habe ich es noch nicht betrachtet.
      Das paßt aber ganz genau zu dem was sie sagen (Sie: nehmt Rücksicht auf mich, mir geht es nicht gut, ich habe Schmerzen; und gleichzeit unterwegs sein den ganzen Tag und die ganze Nacht, Party feiern; er auch.)- DURCHMOGELN- das ist es.

      Dem Jungen wünsche ich auch soviel Hirn und emotionale Kraft, dass er den Ausstieg schafft. Mir kommt gerade vor, dass er bereits sieht, dass ihn die Alten anlügen.
      Aber genug der negativen Dinge.

      Ich wünsche dir vorab auch ein gutes Neues Jahr mit vielen glücklichen Momenten.

      Liebe Grüße
      Ganga

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