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Samstag, 20. April 2013

Weidwund

Was war so schlimm an dem  Inhalt des Gerichtsbrief vom Donnerstag. Jedenfalls war es für mich eine schwere Enttäuschung. Ich fühlte mich so enttäuscht, dass ich am liebsten die Sachwalterangelegenheit des Vaters dem Gericht vor die Füße geschmissen hätte.
Im Brief steht, dass die Wirtschaftlichkeit eines behindertengerechten Umbaus durch ein Bausachverständigengutachten geprüft werden muss. Und ich sage einmal, dass es sicherlich wirtschaftlicher ist, den Vater im Pflegeheim zu lassen.
Ich raufe mir die Haare und beschimpfe den Richter insgeheim, dass er mir den Floh ins Ohr gesetzt hat, mich um eine Sanierung des Hauses zu kümmern.
Die Nerven und die Zeit und die Überlegungen die mit dem Umbauplänen einhergegangen sind. Die zahlreichen Termine mit dem Bauunternehmer, die Hausbegehungen, die unbeschreiblichen Auseinandersetzungen mit der Frau und den Mietern vom ersten Stock. Der Bürgermeister, die Nachbarn für das Ansuchen auf eine Baubewilligung. Unwahrscheinlich.Viel Aufwand und aufhebens um nichts.
Die Enttäuschung schlägt um in Trotz.
Hätte ich nichts gemacht, sondern den pflegebedürftigen Vater mit der Frau in dieser Wohnung ohne Heizung leben gelassen, hätte ich mir diesen enormen Kraftaufwand sparen können. Die Kraft hätte ich für mich brauchen können.
Der Vater selbst hat noch nie eine Notwendigkeit für eine Sanierung gesehen. Er versteht es bis heute nicht, dass er dort nicht weiter wohnen kann.
Ich hätte ihn in diesem Hausteil verrotten lassen sollen. Ihn und die Frau mit ihm.

Es war meine Entscheidung mich um eine Sanierung zu kümmern. Ich hätte es ja nicht tun müssen.
Aber mir hat es doch immer wieder das Herz gebrochen, ihn in dieser desolaten Wohnung sitzen zu sehen.
Aber gut, dass ist mein Empfinden. Für ihn ist es anders. Für ihn hat dieser Wohnstandart schon immer gepaßt, weil sonst hätte er es sich umgebaut.

Und da kommt die herrschende Art und Weise des Herrn zum Tragen. Er hatte sich immer wieder Frauen gefunden, die ihm alles zum Arsch tragen. Die ihren Arsch für ein bisschen gesellschaftliches Ansehen verkauft haben. 
Solange es geht, wollte er mit solchen Arangements zu Hause wohnen bleiben. Und dann ab ins Heim, wo er sich 1997 angemeldet hat.
Nur der gute Mann hat in seiner was-kümmern- mich-andere Leute-Art nicht bedacht, dass er dann derjenige ist, der enormes Heimweh hat und nach Hause möchte.

Und wenn ich ehrlich bin, kann ich es vor mir nicht verantworten zuzusehen unter welchen Bedingungen er lebt. Auch wenn es für ihn passt. Auch einer 24-Stunden-Pflegekraft ist es nicht zumutbar in einem Zimmer mit Auslagenscheibe ohne Heizung zu leben.
(Schade, bei mir funktioniert dass mit den Fotos hochladen nicht mehr)

Gefühlt habe ich mich seit Donnerstag ganz schlimm. Ich habe mich auf dem Sofa unter Decken verkrochen. War unfähig darüber zu sprechen.
Auf meiner Brust lag etwas schwer. Ich bekam nicht genug Luft zum Atmen.

Ich fühlte mich waidwund.


 

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