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Mittwoch, 19. September 2012

Erhellendes

Ich hatte heute ein sehr aufschlussreiches Gespräch in der Arbeit.   
Die  behinderte Kollegin lies sich über ihre Familienverhältnisse aus und wie sie aufgewachsen ist.
Eine Tante des Vaters kümmerte sich um die fünf Geschwister. Der Vater und die Mutter arbeiteten auf dem Bauernhof und waren viel draußen unterwegs.
Und jetzt kommt das wichtige: Die Tante hat den Kindern alles gemacht was die sich wünschten. Sie hat sogar schon reagiert bevor die Kinder ihre Wünsche äußerten! Es gab keine Grenzen und auch keine Anleitungen zu irgendetwas. Sie durften tun und lassen was sie wollten.
Beschwerte sich die Mutter wurde sie verhöhnt und rausgeschickt. Meine Kollegin ist sehr stolz darauf, ihre Mutter schon immer wegen deren Nörgelei verachtet zu haben. Ihre Tante ist die absolut Gute, da sie immer alles für sie getan hat. Alle Wünsche von den Augen abgelesen hat.
Sie erzählte einige Geschichten unter anderem folgende:
Meine Kollegin sollte in der Hauswirtschaftlehre einmal putzen. Sie weigerte sich, weil dass musste sie zu Hause auch nicht tun. Sie hatte damals noch nie einen Putzfetzen in der Hand und wusste auch gar nicht wie sie den auswringen soll.
Sie ist sehr stolz darauf, sie sich noch nie von irgendjemanden etwas sagen gelassen hat.

Jetzt ist für mich wirklich klar, dass ich mit meinen Beobachtungen richtig gelegen bin. So irre sie waren, so unglaublich. Meine Supervisorin hat mir einmal gesagt, dass diese Frau asozial ist. Sie kann andere Menschen nur für ihre Zwecke nützen, einen sozialen Austausch kann sie nicht leben.

Dass die Tante ihnen alles getan hat, hatte nichts mit den Kindern zu tun, sondern die Tante wollte einfach die bessere Frau und Mutter als die Schwägerin sein.
Im Prinzip hat sich diese Tante nicht im geringsten um die Kinder gekümmert. Sie sind ohne Grenzen, Werte und Linie aufgewachsen und wurden nicht auf das Leben vorbereitet. 
Anscheinend meinten Geschwister der Kollegin, dass sie sich im Leben durch dieses Nichtkümmern (Verwahrlosung) schwer getan haben. Die Kollegin findet, sie ist hervorragend mit dieser Haltung dem Leben und den Menschen gegenüber ausgekommen.

Also passt die Strategie wirklich, ihr alles mögliche zum Arsch zu tragen. Das ist der einzige Weg mit ihr umzugehen (unkündbar wegen Behinderung, also muss ich mit ihr auskommen). Man kann einen nahezu 60 jährigen Menschen nicht verändern oder nacherziehen. So hart es ist, das einem von jemandem ständig vor Augen geführt wird, dass man ausgenutzt wird, im Prinzip sind es armselige Aussagen und ein armseliges Verhalten.
Ich sage mir immer wieder, dass ich zwar für sie einiges tue (sie könnte sterben neben mir, ich würde das notwendige veranlassen),
aber sonst interessiert sie mich nicht. 
So wie sie sich für mich oder andere auch nicht interessiert. Hauptsache ihre Bedürfnisse wie Versorgung werden erfüllt. Respekt oder Wahrnehmung der Bedürfnisse andere gibt es für sie nicht/kann sie nicht.  

Es ist schräg für mich. So ein Verhalten kenne ich von Klienten. Das man das bei einer Kollegin trifft ist für mich noch immer schwer zu fassen.

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