Seiten

Sonntag, 4. Mai 2014

Es grünt so grün, wenn ....

Jetzt muss ich nochmals über die Arbeit schreiben. Am Freitag ruft mich der Mann von Maria, der behinderten Frau, an und hinterließ eine sehr beeindruckende Bildgeschichte in meinem Kopf.
Zum Glück habe ich heute schon einiges an Distanz zu der Bildgeschichte bekommen.
Trotzdem, sie hat durchaus Einfluß auf mein Wohlbefinden in der Arbeit.

Die Geschichte ist grausig, und irgendwie durchaus unnötig sich daran zu erinnern. Aber wie schon Zwillingssonne schreibt: "Auch konsequente Ignoranz verbraucht Energie".

Der Mann, der Maria vor drei Jahren geheiratet hat, rief am Freitag bei mir im Büro an. Die Maria kann nicht in die Arbeit kommen. Ja, ist auch recht.
Er wollte unbedingt erzählen was passiert war und ich gebe zu, auch ich wollte es wissen. Denn ...

Maria wollte während der Nacht aufstehen um auf die Toilette zu gehen. Ihre Beine trugen sie nicht mehr und sie ist bis um 8 Uhr früh auf dem Boden in ihrem Schlaf/Wohnraum gelegen. Gregor, ihr Mann hat ein anderes Schlafzimmer und sie nicht gehört. 
In der Früh kommt der Bruder von Gregor in die Wohnung und entdeckt Maria dann. Er hieft die Hilflose auf das Sofa und ruft die Rettung, die Maria auf die Neurologische Station bringt.
Jetzt könnte man durchaus Mitleid mit ihr haben, aber ......

Und da bricht es aus Gregor schon heraus. 
Er muss jetzt selber auf sich achten, denn ihm geht es auch nicht gut. Er hatte vor einigen Wochen einen Schlaganfall und geht am Mittwoch auf Reha (weiß ich schon von Maria). 
Und das er sich mit seiner Behinderung (operierter Kopftumor in jüngeren Jahren) auch nicht alleine um sie kümmern kann. 
Das es aber nichts nützt mit ihr über seine Grenzen zu sprechen. Ihr sei das vollkommen egal. Spätestens da bekam ich die Wut.
Er hofft, dass sie sie diesmal länger im Spital behalten werden. Denn kaum kommt sie heraus, kriecht sie wieder in die Arbeit (ja klar, da wird sie versorgt).
Und das er nichts mehr zu ihr sagt, da alles reden bei ihr nichts nützt. Sie verweigert jede Hilfestellung durch eine fremden Person. Ein Rollstuhl kommt noch immer nicht für sie in Frage.
Und jetzt wird er sich bemühen den Geruch aus der Wohnung zu bringen. Häh, welchen Geruch? Tja,...

Jetzt ätze ich in meinen Gedanken: "Ja Gregor, du bist selbst verantwortlich für die Situation, weil du hast die Maria vor drei Jahren geheiratet. Du sagtest, dass du sie versorgt wissen willst. Dann versorg sie auch. 
Und das du es nicht aushältst bei ihr kann ich gut verstehen, aber du wolltest es so haben.
Dir haben die Ärzte eine kürzere Lebensdauer vorher gesagt. Und es war dir egal, dass deine Familie dann Maria auf der Pelle sitzen hat. 
Vermutlich war es auch ein Racheakt deinerseits für die Demütigungen von Mutter und Bruder, denn du weißt genau wie Maria ist! 
Und da du noch immer lebst, hast du sie jetzt am Hals".

Ich habe am Samstag mit ihr telefoniert. Sie bekommt viele Infusionen. Ich gehe davon aus, dass sie im Krankenhaus wieder auf die Beine gebracht werden wird und dann geht das Spiel bei uns wieder weiter.
Ihre Leute werden stellvertretend auf uns aufgeteilt.
Unser Kollege Mario, der 7 Stunden bei uns im Team hatte, hat am 30.04.2014 gekündigt, nachdem klar war, dass es keine weiteren Stunden für ihn geben wird. Er hat einen tollen Job gefunden und ist ab Montag bereits auf Einschulung in Schweden. 
Also die Chefin hat ihm frei gegeben. 

Die Arbeit muss getan werden. Ich merke, dass keine von uns mehr bereit ist, mehr zu machen. 

Jedenfalls trainiere ich, meines im Auge zu behalten. An Privates denken, Termin beim Tierarzt ausmachen, Termin für meine Knieoperation ausmachen, an liebe Telefonate denken, Tee kochen, herumtrödeln, meine Klienten gut versorgt und sonst Augen zu, ganz fest!!!!! Alles was nicht mit mir zu tun hat, betrifft mich nicht und geht mich deswegen auch nichts an. 
Zum Glück sprechen wir im Team auch nicht mehr viel von unserer Misere.



2 Kommentare:

  1. Irgendwie wirklich der Wahnsinn mit dieser Frau...
    Aber sehr gut, daß Du erst mal auf Dich achtest!!! Weiter so.

    Liebe Grüße, Ruthy
    (die jetzt zum Matratzenhorchdienst geht)

    AntwortenLöschen
  2. Man kann sagen, "da hat er sich ganz schön was eingetreten..." ;o))
    Arbeitskollegen kann man sich leider nicht aussuchen, seine Freunde und Partner hierzulande schon, deshalb habe ich mit ihm jetzt nicht sooo sonderlich viel Mitleid - aber ich wünsche DIR, dass du es schaffst, nicht zu viel Energie zum Ignorieren dieser Situation benötigst...
    Zum Schluss will ich dir noch sonnige Grüße dalassen und DANKE für das seemännische Zitat sagen! :o))
    Herzlichst, die Traude
    ☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼

    AntwortenLöschen