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Samstag, 31. Oktober 2015

Eine kleine berufliche Action

Die letzte Arbeitswoche hatte es in sich. Eh noch marod, wie ich von der Grippe war, war ich mit einer heftigen Auseinandersetzung konfrontiert.

Ein Arbeitskollege ist schon monatelang mit einem Menschen im Gespräch, der seine Tatoos abwertet, seine Professionalität in Frage stellt, und immer in sehr abwertender Weise über andere spricht. Er rauscht nahezu täglich zu meinem jungen Kollegen um sich zu beschweren, über alle und auch über ihn. Für den Kollegen ist es jedes Mal eine große Belastung mit diesem Aggressiven zu reden.
Und alle sind wir immer wieder einmal durch Vertretungstätigkeiten mit diesem Typen und seinen schrägen Inszenierungen und Drohungen beschäftigt. 
(Zu mir meinte er mal, dass er ein Gramm Heroin in seiner Wohnung habe und wir schon sehen werden. Ich sag mal, hat sie der Typ noch alle, glaubt der wirklich, dass man um sein Leben fürchtet? Voll die verzerrte Wahrnehmung.)

Der Kontakt mit dem Aggressiven wurde seitens der Firma bereits für beendet erklärt, da der Mensch jemanden bei uns körperlich attackiert hat und durch provokatives Verhalten glänzt.
Aber statt das er sich schleicht, beharrt er auf eine weitere Zusammenarbeit mit uns. Und wenn er kommt, geht es nur darum, dass er immer das selbe quatscht, wie inkompetent die anderen sind, wen er jetzt aller anzeigen will, welch gute Verbindungen er zu mächtigen Menschen hat, …. Pipapo. Ich sag mal einfach ein Arschloch, dem das gar nicht bewusst ist, dass er eigentlich immer von sich selbst spricht damit meint.

Die Gründe für dieses Verhalten lasse ich aussen vor, denn auch wenn man sie soweit als möglich kennt, sind sie nicht relevant und Rechtfertigen nicht einen weiteren Kontakt.
Jeder Mensch hat Grenzen und es gibt Menschen die suchen die Grenzen.

In der Firma gibt es nun zwei Strömungen. Die einen meinen die Gesprächsbasis mit dem Aggressiven soll erhalten bleiben und die anderen sagen, sie haben mit ihm nichts zu besprechen.

Der Kollege hat sich für die erstere Variante entschieden, mit allen Härten.
Am Dienstag eskalierte die Situation, der Typ schrie sicherlich 15 Minuten mit dem Kollegen.
Soll ich die Polizei rufen oder fühlt sich der Kollege dann bevormundet.
Nach dem Gespräch erfuhr ich, dass der Typ dem Kollegen immer wieder auf das Telefon griff wenn ein Anruf hereinkam. Ich war nur mehr schockiert.
Ich würde es niemals zulassen, dass bei mir einer ein zweites Mal auf meinen Telefonhörer greift. Und anschreien lassen würde ich mich auch nicht. Wenn dann schreie ich zurück, aber auch nur wenn man in einer hitzigen Debatte ist und es auch etwas bringt wenn man miteinander lautstark streitet (im beruflichen).

Der junge Kollege hat eine ganz kleine Tochter und ich erfuhr, dass der Typ ihn schon öfters daran erinnert hat, dass er weiß, das er ein Kind hat. 
Dass der Kollege sich dann in Phantasien ergeht dem Kerl die Eier abzuschneiden oder ihm einen Sack überzustülpen und ihn zu verprügeln ikann ich jetzt nachvollziehen.

Jedenfalls: Ich war nur mehr schockiert, was ich da zu hören bekommen habe.

Am nächsten Tag hörte ich wieder gemeine Schreiereien. Der Kollege antwortete auf meinen Anruf und ich bat ihn, das Gespräch sofort zu beenden und den Kerl aufzufordern sein Büro zu verlassen. Er soll zur Tür gehen und sie aufmachen.
Der Kerl weigerte sich dann zu gehen und meinte, dass er jetzt bis zum Büroschluß hier sitzen bleiben wird. Was für ein Arschloch.
Ich forderte den Typen auf, sofort zu gehen oder ich rufe die Polizei.
Und da er mir in nichts nachstehen wollte, griff er zu seinem Handy, rief bei der Polizei an und meinte, dass er von uns geprügelt wird.

Na warte du Kretzen. Anruf bei der Polizei, Notrufschaltung. In der Zwischenzeit lief der Typ zu unserem Chef, weil er meinte einen Besprechungstermin mit ihm zu erzwingen. Der hat sie wohl nicht mehr alle. 
Als er dann erfuhr, dass die Polizei wirklich kommt, hastet er wieder zu uns runter und meint, dass er zu jedem Gespräch mit mir bereit ist.

Die Polizei kommt, die Chefin ist da und spricht das Hausverbot aus. Es wird von der Polizei schriftlich erfasst.
Der Typ wurde aufgefordert das Haus zu verlassen, was er auch getan hat. Zu den Polizisten meinte er, dass er ihnen etwas zeigen muss. 
Ich hoffe für die beiden, dass der Typ nicht exhibitionistisch veranlagt ist. Dem sein Zumpferl muss wohl auch niemand gesehen haben. Lach.
Aber nachher war ich ganz schön fertig. Eh nicht wirklich gesund und noch geschwächt.

Die Reaktion vom Kollegen verblüffte mich aber: 
Der Kollege sagte nur, dass er froh ist, dass es vorbei ist. Am nächsten Arbeitstag kein Wort über den Vorfall. Leicht schräg die Sache. Ich habe den Eindruck, dass sich mein Kollege sehr gefürchtet hat. Mein Mann meint, er geniert sich, dass er so feig war und sich hinter mir versteckte.

Ich weiß es auch eigener leidvoller Erfahrung, dass Feigheit hier fehl am Platz ist.
Und bin selbst immer gut damit gefahren, wenn ich keine Zweifel offen gelassen habe, dass ich die gefährliche und bösartige Wölfin bin. 






12 Kommentare:

  1. alles gut geschildert und ich habe alles gut verstanden.....so unfassbar die angelegenheit an sich auch ist.
    wie weit wir bereits zulassen, dass unser menschsein von anderen untergraben wird, fällt dabei ganz krass ins auge.
    letzter satz fordert von mir unbedingt noch die reaktion:
    eine wölfin ist eine wölfin und nur eine wölfin.
    bösartig und gefährlich können nur menschen sein.
    das mußte ich der wölfe zur gerechtigkeit loswerden! :-)

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    1. Übergriffigkeit wird in unserer Gesellschaft viel zu viel geduldet und gefördert. Ich habe den Eindruck unsere Gesellschaft wird diesbezüglich immer verwaschener. Klarheiten fallen, weil uns gesagt wird, wie wichtig es ist zu verstehen.

      Das mit der Wölfin ist gut. Grins, da hast du recht.

      Liebe Grüße
      ganga

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  2. Puh, liebe ganga, das war aber mal eine heftige Situation! Ich finde Deine Reaktionsweise absolut richtig, das hat nichts mit gemein und gefährlich zu tun, sondern Du hast Grenzen gezogen, wo die anderen nicht fähig waren. Und diese Grenzen hätten schon lange Zeit vor diesem Vorfall (auch von der Firma, den Kollegen usw.) gezogen werden müssen!

    Ich sag es immer wieder - es gibt Menschen, wenn Du denen zu gut bist und zu oft nachgibst, dann werden die immer schlimmer und schlimmer. Solche brauchen dringend eins aufs Dach, notfalls eben mit der Polizei und ab. Da ist falsch verstandenes Mitleid absolut fehl am Platz und kann bei so einem nach hinten los gehen. Den Kollegen kann ich nicht verstehen, wenn so einer mein Kind auch nur erwähnt, bin ich sofort bei der Polizei. Da gibts keine Diskussion. Sicher ist ihm das peinlich und ich hoffe, er schämt sich auch noch eine Weile für seine Feigheit, das wird ihn daran erinnern, dass er nächstes mal mehr Rückgrat zeigt.

    Dann wünsche ich Dir ein noch angenehmes Restwochenende und dass Du Dich gut von diesem Mist erholst.

    Liebe Grüsse
    Clara

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    1. Hallo Clara,

      weißt du, so wie sich der Kollege in der Kommunikation mit dem aggressiven Typen (schon die ganze Zeit) verhalten hat, das finde ich sehr bedenklich.
      Es werden wieder Situationen kommen, wo es wichtig ist, Grenzen ganz handfest zu ziehen. Möglicherweise sind wir dann zu zweit und der eine muss sich auf den anderen verlassen können.
      Das heißt aber, dass sich der Kollege mit dem Erlebten (seine Ängste,...) gut auseinandersetzen sollte.

      Was mich am Freitag dann noch irritierte war, dass der Kollege meinte, dass er die Angelegenheit so schnell wie möglich vergessen will und Aufregungen aus der Arbeit nicht nach Hause mitnehmen möchte.
      Und das funktioniert so nicht.
      Abseits von gewählten Worten, denke ich, dass er ein ziemliches Lulu ist und keine Eier in der Hose hat.

      Wie du schreibst, es gibt einfach Menschen, die auf anderen herumtrampeln, wenn man sie läßt. Und darum darf man das auf keinen Fall zulassen. Da sehe ich vor meinem geistigen Auge die geschwungene Panzerfaust.

      Ich wünsche dir noch einen schönen Tag
      ganga

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    2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Das ist ja heftig! Warum hat die Chefin so lange mit dem Hausverbot gewartet? oder nicht selber mal die Polizei geholt? Handgreiflichkeiten, Drohungen und Beleidigungen gehen gar nicht bei der Arbeit. Bei uns in UK waere der bei der ersten solchen Aktion mit Handschellen abgeholt worden - da gibt es hier zum Glueck null Toleranz.

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  4. Weil meinerAnsicht nach die Chefin feige ist. Sie will einfach nicht in unangenehme Situationen hineingezogen werden.
    Ich kann es ja immer wieder mal nicht lassen und fordere sie als Chefin auf, tätig zu werden. Leider mit sehr geringem Erfolg. Sie ist halt ein Profi in Vermeidungsstrategien und dass muss man dann auch so akzeptieren. Aber nachdenken darf ich nicht wirklich, dass das eigentlich ihr Job wäre.
    Das Gute ist, dass sie sich nicht dagegen stellt, wenn man Grenzen zieht. Im Hintergrund stärkt sie einem den Rücken (irgend etwas Positives will ich daran auch noch finden).

    Liebe Grüße
    ganga

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  5. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  6. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  7. Huch, wo ist mein Kommentar denn hin, und Deine Antwort darauf? o.o
    Ich hab sie ja in meinen Mails und verstehe nun jedenfalls, dass es in dem Arbeitsbereich zu Konfliktpotenzial sehr leicht kommen kann und sowas artet dann auch schon mal aus. Dennoch sehr krass und sicher ist es nicht einfach. Dennoch hoffe ich es kehrt nun wieder Ruhe ein und dass sowas nicht noch einmal vorkommen wird.
    Alles Liebe und beste Grüße, bis bald!

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  8. Hallo athena,
    ich hab es gerade auch bemerkt, dass dein und mein Kommentar verschwunden ist.
    Ja, aggressives Verhalten, Verzweiflungstaten usw. passieren bei uns immer wieder. Ich habe ja in den letzten Tagen an dem Vorfall und dem Verhalten des Kollegen einiges zu knabbern gehabt und bin heute zu dem gekommen, dass er sich in eine Opferrolle begeben hat. Er hat sich so viel gefallen lassen, unglaublich.

    Ich erinnerte mich daran, dass ich vom Friedensbüro aus zwei Fortbildung zu dem Thema "Deeskalation" gemacht habe. Wir haben dort gelernt, dass man sich auf keinen Fall in die Opferrolle begeben darf. Das Gegenüber wird dann immer größer und traut sich immer mehr, wird immer übergriffiger und man unterstützt die Gewaltbereitschaft. Klar bleiben, Verständnis kann durchaus gezeigt werden, stehen bleiben, das Eigene vertreten und den anderen in seine Schranken weisen. Ruhig und bestimmt.

    Ja, jetzt ist wieder Ruhe im Büro. Der Kollege will nicht mehr über das Vorgefallene sprechen. Seit einigen Tagen fährt er nicht mehr mit seinem Auto in die Arbeit, weil er Angst hat, dass dieser Mensch sein Auto demoliert (was er nicht machen wird). Aber das ist jetzt seine Sache, ausser er fragt mich um meine Meinung.
    Beziehungsgeflechte sind nicht immer einfach.

    Liebe Grüße
    ganga

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    1. Mann Mann, der Arme scheint jetzt richtig Angst zu haben und das tut mir schon irgendwo echt leid... Nun ja, ich hoffe Ihr Alle bleibt von weiteren derartigen Attacken verschont und wünsche Dir ein schönes Wochenende!

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