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Sonntag, 8. November 2015

Es ist so eine Sache mit der Abgrenzung

Schnell sagt man, ich habe mich nicht abgegrenzt, ich muss mich mehr abgrenzen.
Was ist das aber, das mich dazu treibt, jemanden zu nahe an mich heran zulassen, vielleicht sogar Angebote zu setzen, dass der andere glaubt mir nahe kommen zu dürfen.

Manchmal merkt man es schon am Anfang, dass einem dieser Kontakt unangenehm ist oder es entwickelt sich im Laufe der Zeit, dass man den Kontakt nicht so eng wünscht und trotzdem unterbindet man ihn nicht, oder nur halbherzig.

Ich habe es bei meinem Halbbruder so erlebt. Schon beim ersten Treffen habe ich gemerkt, dass wir sehr unterschiedlich sind und es war für mich klar, dass ich mit ihm nichts zu tun haben möchte. Ich weiß es noch heute, dass ich mir dachte, mir ist klar, wieso mein Vater ihn ablehnte.

Und weil er doch der abgelehnte und zurückgewiesene Sohn aus erster Ehe war und ich die Angelegenheiten des Vaters und meine regelte, darf ich ihn nicht auch noch ablehnen. Ich muss mit ihm können. 
Es war Schuldgefühl dass mich zu so viel Nähe anstiftete. Ein Schuldgefühl, weil ich dem Vater näher war, weil ich in den letzten Jahren viel von seinem Leben regelte. Weil ich im Haus war und nicht er.
Das Schuldgefühl hat mich weich und nachgiebig gemacht. 

Der Halbbruder fordert aggressiv sein Recht als ehelicher Sohn ein. Er ist jetzt da und er ist der Sohn. Er ist jetzt der Anton Neubauer (Name fiktiv). 
Und er fordert vehement auch meine Aufmerksamkeit, meine Zeit, und ist dann auch noch schwerst beleidigt, wenn ich mich nicht um ihn und seine verkommene Freundin und den gemeinsamen Jungen kümmere. 

Und hier haben wir die Widerholung in der Familiengeschichte.
Ich habe vehement und aggressiv von meinem Vater die Aufmerksamkeit eingefordert. Das was er mir nie gegeben hat, habe ich im Alter eingefordert und da er schwach war, hat er diese Einforderung zugelassen. Wäre er klar und frei von Schuldgefühlen gewesen, hätte er mir gesagt „Schleich dich, bei mir hast du nichts verloren“.

Und das gleiche wiederholt sich jetzt. Ich habe gegenüber dem Bruder Schuldgefühle, nehme die Rolle des Vaters mit den Schuldgefühlen ein und statt dass ich sage, „Schleicht’s euch, wir haben nichts gemeinsam“ stelle ich mich lieber zur Verfügung und brenne lieber aus.

Und da ich nicht nur als Gefühl bestehe sondern auch ein Hirn mitbekommen habe, stelle ich den Kontakt zu diesen drei Menschen auf eine sachliche Ebene. 
Tut mir leid, dass ich mich zu viel mit euch eingelassen habe, aber ich habe gesehen, dass wir nichts miteinander gemein haben. Und auch wenn ihr Probleme habt, kann ich euch da auch nicht helfen.

Ich gehe mal davon aus, dass der Halbbruder anfangs noch fordernd sein wird, aber wenn ich nicht auf ihn eingehe wird er irgendwann aufhören. 

Und auf meine Sorge, dass er schlecht über mich redet und andere beeinflußt gibt es eine Antwort: "Ist der Ruf schon mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert".


4 Kommentare:

  1. Genau, das mit dem ruinierten Ruf hab ich mir auch gemerkt :)))
    Du hast da gute Erkenntnisse, ich bin mir sicher, sie werden Dir dabei helfen, auch die Situation mit dem Bruder hinter Dir zu lassen.

    Liebe Grüsse
    Clara

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  2. Oha, ich kenne wirklich diese Familien-Verwicklungen... Ich könnte ein Buch über "Familie" schreiben und werde es vermutlich eines Tages auch tun. Bis dahin halte ich mich fern von den Resten der Blutsverwandtschaft. Ich hatte leider so ein Pech mit meiner Mutter... Das hat lange gedauert, damit umgehen zu lernen, das kannst Du mir glauben. Und ich hadere noch heute damit. Aber um nicht vor die Hunde zu gehen, habe ich irgendwann vor zwei Jahren mit ihr gebrochen. Das hatte sie schon getan, als ich 16 Jahre alt war... Nur wenn es um Geld ging, dann erinnerte sie sich an mich... Und wenn ich nicht so wollte wie sie, mich nicht mehr verletzten und ausbeuten lassen wollte, dann verriet sie mich und verleugnete mich, zog mich in aller Herrenländer durch den Dreck. Es gibt keinen Weg zurück, so traurig das auch sein mag. Aber über Jahre hat sie ihr Verhalten immer wiederholt und irgendwann ist Schluß. Man muß sich selber schützen, meine Liebe...
    Beste Grüße und eine schöne Woche noch für Dich, bis bald!

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