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Sonntag, 30. Oktober 2016

Wie der Saubär brunzt ...

Letzten Samstag vor einer Woche, der Mann und der Halbbruder treffen sich. Der Mann müßte nicht, wenn er nicht wollte. Er macht es mir zu Liebe. Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass er auch eigene Beweggründe dafür hat. Denn nur aus Liebe zu mir, na ich weiß nicht, da tust du dir so einen Tag nicht an.
Der Halbbruder hat ihn gefragt, ob er mit ihm den Gartenzaun (vom verstorbenen Vater) versetzt. Ja, das will er machen.
Wie ich das gehört habe, tauchten die Bilder von einem träge da sitzendem und biertrinkenden Hb der meinem Mann beim Arbeiten zusieht, vor meinem geistigen Auge auf. Der die Arbeit der Anderen ständig bemängelt.
Der Hb ist sich ja zu geizig, dass er einen Hackler Geld für die Arbeit bezahlt und bei meinem Mann weiß er, dass dieser einen seiner Jungs mitnimmt und die beiden dann die Arbeit machen.
Ich habe Sorge um den Mann, weil ich nicht möchte, dass er zu viel arbeitet und weil ich den Frust und die Aggression kenne, die sich entwickelt, wenn du so einem faulen Saubartel zusiehst, während dir selbst der Schweiß herunter rinnt. Und dem dann die Arbeit der anderen nie gut genug ist.

Der Mann meint aber zu mir, er macht die Arbeit diesmal mit dem Hb alleine. In Ordnung, aber dann muss er mir versprechen, dass er den Hb nicht aus seiner Verantwortung lässt. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass mein Mann das auch gar nicht vorhat. Er wirkt so entschlossen.

Und so beginnen die Männer um 9 Uhr Vormittag mit ihrer Arbeit. Mein Mann hat ja die Mode, dass er nicht viel erzählt, aber im Laufe des Tages (wir telefonieren miteinander) bekomme ich mit, dass der Hb zugesagt hat, dass er das benötigte Werkzeug mit nimmt. Weil er eh immer damit angibt, wieviel er davon zu Hause hat.
Und weil der Mann anscheinend nicht blöd ist, hat er selbst einige moderne kleine Geräte wie Akkuschraubenzieher, eine leistungsstarke kleine Bohrmaschine und weitere solche Geräte mit dabei. Lauter leichte kleine Teile, wo dir die Hände nach einigen Minuten Arbeit nicht abfallen.
Und der geehrte Hb hat eine Bohrmaschine mit, die schon mehr Jahre auf dem Buckel hat als ich alt bin. Für die Stichsäge hat er keine Reserveblätter mit und so geht das weiter mit seinen überalterten schweren Geräten und kaputten Arbeitsteilen.
So schraubte der eine die Teile leicht und locker und der andere schindete sich mit den schweren, unhandlichen Geräten. War der eine fertig mit der Arbeit, sah er dem anderen beim Arbeiten und fertig werden zu.
Mein Mann ist körperliche Arbeit gewohnt und tat sich relativ leicht. Der Hb war bereits zu Mittag fertig mit der Welt und meinte immer wieder, dass er nicht mehr kann.
Nur das nützte nichts, der Zaun musste fertig gesetzt werden. Die Halterungsrohre einzementiert, und und und.

Mittagspause machten die beiden im Wirtshaus. Als der Mann in die Gaststube trat, wurde er von der Wirtin gleich begrüßt und gefragt was sie ihm zu Essen bringen darf. Wie der Hb kurze Zeit später die Stube betrat, war nichts. Sie hat ihn irgendwann gefragt, was er zu trinken möchte.
Das mit dem Essen bei ihm kennt sie schon. Nichts passt ihm, entweder ist die Bratwurst alt und stinkert oder die Krautfleckerl zu fett, oder in der Würstelsuppe sind ihm zu viele Suppennudeln,....
Außerdem hat er keine Zähne im Maul und kann somit auch kein anständiges Essen beißen. 
"Hb, magst du auch was zum Essen?"
"Hast du eine Würstelsuppe?"
"Ja"
"Aber gib mir einen Leberknödel dazu, sonst habe ich sowenig Suppe."
?

Beim Geburtstagsessen erzählt mir die Gute, dass die Wirtin den Hb nicht gefragt hat, was er essen möchte. So etwas kränkt ihn sehr und das merkt er sich.
Ich habe nichts dazu gesagt.

Am Nachmittag arbeiten die Männer bis 18 Uhr.
Der Mann schickt den Hb noch einiges herum. Steine bringen, die ums Haus liegen, den Wasserschlauch aus dem Keller holen,.... also die beiden sind in Bewegung.

Der Mann holt sich aus dem Haus einen Stuhl und setzt sich in das windgeschützte Sonneneck. Der Hb ist sich zu faul zum Stuhl holen und legt sich ins nasse Oktober Gras.

Und aufräumen tun sie auch wieder. Der Hb wollte den Beton im Gras lassen, denn der wird eh vom nächsten Regen weggespült. Nichts da, denn sonst hast du zubetonierte Rasenflecken, und wie willst du die dann mähen. Mit dem Wasserschlauch wird der Beton noch aufgelöst und weggespritzt.

Den Abschluss finden die beiden wieder auf ein Getränk in der Gaststube.
"Na Josef, wie ist der Zaun geworden?"
"So wie der Saubär brunzt. Ein bisschen schief ist er schon geworden."
Kommt der Hb in die Stube wird ihm die gleiche Frage gestellt.
"Schön ist der Zaun geworden, ganz gerade."
Wenn mitten im Dorf eine Arbeit gemacht wird, weiß jeder Bescheid und da wird mehrmals am Tag nachgesehen, beim Vorbeifahren, wie's um die Arbeit steht.
Die Gäste waren sich einig.
"Wenigstens sagt einer von euch die Wahrheit."

Und weil die Gäste wittern, dass sie den Hb aufziehen können, legen sie ein Schäufelchen nach.
Und seid ihr fertig?
Meint der Josef: "Für dieses Jahr muss es gut sein, denn ich kann nicht jedes Monat mit dem Hb arbeiten, sonst geht er tot."
Die Lacher hat er auf seiner Seite.














4 Kommentare:

  1. Hallo Ganga

    Mir gefällt der Ausdruck mit dem Saubär sehr. Ich kann mir den Zaun bildlich vorstellen und ich finds witzig, wie dein Mann mit der Situation umgegangen ist ^_^

    Liebe Grüsse
    Anne (sonst stille Mitleserin)

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  2. Hallo Anne

    es freut mich, dass dir der Ausdruck gefällt, mir nämlich auch. Ich staune immer wieder wo der Mann die Ausrücke her hat:-)))

    Herzliche Grüße
    Ganga

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  3. Oh Ganga, die Situation mit dem Bruder - ich fühlte mich an meine Familie erinnert. Dieses aufschneiderische Getue, nach dem Motto "Ich hab das beste und den längeren sowieso" und dann rücken sie mit kaputten Dingen an, kriegen kaum was selbst auf die Reihe, aber machen die Klappe groß auf...

    Dein Mann hat toll reagiert, der Saubär gefällt mir auch richtig gut :)

    Lieben Gruss
    Clara

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  4. Wahnsinn, Clara, es ist so schwierig mit diesen Menschen einen halbwegs anständigen Umgang zu finden. Es tut mir gut, dass du verstehst was ich meine.

    Dein Kompliment habe ich an den Mann weitergegeben und er freut sich, ist ein Seelenstreichler.

    Herzliche Grüße
    Ganga

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