Heute am Samstag waren der
Mann und ich mit meiner Mutter Mittagessen. Gestern hatte sie Geburtstag, 83
Jahre ist sie.
Wir sind zu einem Wirt
gefahren, wo sie schon seit 70 Jahren bekannt ist. Wie die Zeit vergeht.
Es ist halt so, dass sie
und ich kein inniges Verhältnis haben, was den Umgang nicht leicht macht. Ich
lasse mich dann auch noch von ihren dummen Bemerkungen provozieren und ärgere
mich sehr über die Übergriffigkeiten und Beleidigungen.
Früher dachte ich, wieso
kann sie es nicht sein lassen.
Jetzt höre ich ihr zu, höre
mir ihre Geschichten an, nehme es wahr, dass sie mit Leib und Seele glaubt, was sie erzählt.
Ich höre ihre Geschichten
und es sind einfach Geschichten die jemand erzählt. Geschichten darüber, wie
sie die Welt wahrnimmt. Das heißt nicht, dass die Erlebnisse auch so gewesen
sind.
Ich könnte auch wieder zu
einem Teil dieser Erlebnisse mit Geschichten beitragen. Die ewig gleichen
Sichtweisen, die ewig gleichen Geschichten.
Und wiederum sind es nur
Geschichten, Zusammengereimtes, Phantasiertes. Es sind Interpretationen und sagen nichts
darüber aus was wirklich war. Ich kann mir auch andere Interpretationen zurecht
legen und die dann glauben.
Deine Mutter lebt in ihrer eigenen Welt. Ja, wer lebt das nicht?
In den letzten Wochen
merke ich, dass ich mich einfach nur treiben lasse. Kein Zukünftiges, kein
Interesse an Vergangenem.
Ich verbringe die Zeit mit
mir, mit meinem Mann, mit anderen Menschen …. es gibt keinen Anfang und kein Ende ….. einfach nur sein. Nicht immer leicht auszuhalten, weil ich gerne mache.
Und das täglich Erlebte
sind auch nur Geschichten, jeden Tag erlebe ich Geschichten und fülle Rollen
aus. Und es sind nur Rollen, kleine Segmente die zwar ausdrücken, dass ich ein
empathischer Mensch sein kann, dass ich Interesse am Verwalten habe und darin
gut bin, dass ich gerne Abenteuer und Action erlebe, …… aber die nichts darüber
sagen, wie ich bin.
Oft denkt man sich, tue
alles das weg, wie Status und deren Symbole und was bleibt dann von dem
Menschen über?
Zusammengefasst meine ich, dass ich mich und meine Geschichten nicht so wichtig nehmen soll.
Mir ist in den letzten
Tagen eine Freundin eingefallen, die abfällig meinte, die Sache mit der
Religion ist nur von Menschen gemacht. Ich habe ihr damals zugestimmt. Jetzt
fällt mir auf, dass die Psychoanalyse auch nur von einem Menschen entwickelt
wurde und die Betrachtungsweisen Freuds möglicherweise mehr über ihn aussagen
als über seine Klienten.
oh ja, was Herrn Freud betrifft!! Und er ist nach wie vor Lehrinhalt, immer noch und wird es wohl bleiben.
AntwortenLöschenTja, so eingeschränkt ist die Welt.
Schön, dass du wieder den Blog füllst. Der lesende Mensch hat ja so seine Besuchsgewohnheiten! :-)
einen schönen Sonntag euch
M.
Liebe Ganga,
AntwortenLöschenein sehr tiefgründiger Post. Wenn man älter wird, lebt man oft einmal in der Vergangenheit und verklärt sie. Da ist Wirklichkeit und Sichtweise schon anders.
Ich bin schon lange dazu übergegangen, mich und meine kleinen Erlebniss nicht so
wichtig zu nehmen. Ich fahre ganz gut damit.
Einen schönen Sonntag wünscht
Irmi
Stimmt: Alle Sichtweisen und Erinnerungen sind sehr subjektiv und immer nur ein kleiner Teil einer Wahrheit, die es vielleicht gar nicht gibt.
AntwortenLöschenDas mit Freud macht mich lächeln, zumal ich es auch ähnlich sehe. ;-)
Lieben Sonntagsgruss,
Brigitte