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Samstag, 27. Januar 2018

Der Termin beim Psychiater

Der Mann und ich mussten uns in den letzten Tagen von den beiden Diagnosen die der Psychiater dem Mann verpasste, erholen. Klar, Diagnosen sind immer kritisch zu sehen und sollen nicht als Stempel betrachtet werden, aber ich meine, dass diese den Zustand des Mannes gut beschreiben.

Mittlerweile bin ich überzeugt, dass es Menschen gibt, die zwar durch einige Verhaltensänderungen auffallen, aber diese für das soziale Umfeld nicht so gravierend sind, dass jemand meint, dass Handlungsbedarf besteht.
Und dann ist man erschüttert, dass derjenige oder diejenige sich aufgehängt hat, vor den Zug gegangen ist und was es sonst noch für Selbsttötungsarten gibt.

Zuerst meinte der Mann immer wieder, was er überhaupt bei diesem Arzt soll und ich begann mit der Zeit auch zu zweifeln ob das schon notwendig ist oder ob ich da nur einen Zinnober veranstalte.
Ich den Psychiater auch nicht kannte und nicht wusste, ob er Interesse an seinen Patienten hat und wie sicher im Umgang mit den Medikamenten ist.

Ich begleitete den Mann also am Donnerstag Nachmittag und wartete auf ihn. Der Arzt hat sich eine Stunde Zeit genommen! Je länger der Mann beim Arzt drinnen blieb, desto glücklicher fühlte ich mich.
So wie ich es verstanden habe, hat der Arzt ihm bald gesagt, dass er derzeit auf keinen Fall arbeitsfähig, sondern schwer angeschlagen ist. Er hat ihn viel gefragt und der Mann gab ihm Antworten. Er muss sich sehr wohlgefühlt haben bei dem Arzt, angenommen und wahrgenommen.

Der Psychiater schrieb ihm auch gleich eine Krankmeldung für die Kasse, die am 28.02.2018 endet. Der Mann hat am 20.02.2018 wieder einen Termin bei ihm. Seine Medikamentendosis wurde gesenkt, der Wirkstoff an sich passt. Wenn es dem Mann schlecht geht, soll er sich auf jeden Fall gleich bei ihm melden.
Der Mann war sehr glücklich, als er aus der Praxis kam und sagte, dass er froh ist, dass wir hergefahren sind.
Das es so schlimm um ihn steht war ihm nicht bewusst. Ich sage, mir war es bewusst, aber wenn du einen Mann hast, der vehement darauf besteht, dass er sich durchbeißt, ja was soll ich da sagen und machen. Ich habe ihm nur immer wieder prophezeit, dass ihn der Schlag treffen wird. Mir war klar, dass von Aussen etwas kommen muss um die Spirale zu stoppen. Hätte der Mann so weitergemacht wie bisher (da geht es dann auch schon ins Wahnhafte), dann hätte ich ihn vermutlich irgendwann tot aufgefunden, weil er sich keine andere Möglichkeit mehr gesehen hätte, dass die Qual aufhört.



aus "Spiel mir das Lied vom Tod"



3 Kommentare:

  1. Liebe Ganga, wie gut, dass Dein Mann jetzt einsichtig ist und der Psychiater auch hilfreich zur Seite steht. Es ist ja doch oft so, dass Menschen erst aufwachen, wenn ihnen was schlimmes von Außen zustösst. Wenn man auf "funktionieren müssen" konditioniert ist, dann kann das echt übel enden, wenn man nicht rechtzeitig auf die Bremse tritt. Gut also, dass der Mann es jetzt wohl begriffen hat. Ich drücke euch beiden die Daumen, dass es jetzt schrittweise aufwärts geht und sich Lösungen finden lassen für das, was noch geklärt werden muss.

    Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir!

    Liebe Grüsse
    Clara

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  2. Danke liebe Clara. Es scheint, dass wir vorwärtskommen, der Mann macht mit, ist einsichtig. Ich glaube, der Termin beim Psychiater hat ihn nochmals die Augen geöffnet.
    Ganz liebe Grüße
    Ganga

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  3. Das scheint eine Wende zum Guten zu sein!
    Ich wünsche euch beiden das Allerbeste.
    Mit lieben Grüssen zum Wochenbeginn,
    Brigitte

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