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Samstag, 12. April 2014

Was ist Loyalität?

Eine Meinung und Sichtweise, die ich bisher vertreten habe wandelt sich auf eine völlig neue Art.
Ich war ja immer wieder sehr aufgebracht, wenn es um die schwer behinderte Kollegin gegangen ist. Und seit einigen Wochen kommt mir immer wieder mal die Idee, dass man sich von ihr was abschauen kann.
Sie tut das, was viele sich wünschen. Sie geht ihren Weg. Nicht mehr und nicht weniger.
Und wenn man sagt, sie kann aufgrund der fortschreitenden Beeinträchtigung ihre Arbeit immer weniger machen, was heißt das schon?
Klar, ihre körperlichen Defizite sind auf den ersten Blick sichtbar.

Ich habe andere Kolleginnen und Kollegen, die sich weniger um ihre Arbeit kümmern als Maria. Die sind damit beschäftigt, wie sie den Kindergeburtstag organisieren, dass der Mann einen Aussendienstjob in Leipzig hat, dass es sie nicht freut für die Kinder zu kochen, der Rasen wieder gemäht werden muss, sie sich ihr Leben anders vorgestellt haben,.....
Die wirken auf den ersten Blick gesund und munter.

Ich finde es legitim, dass eine jede zu allererst auf sich schaut. Und Maria tut nichts anderes. Sie achtet auf sich und ihre Bedürfnisse. Eine bewundernswerte Geradlinigkeit die sie zeigt.

Ein junger Kollege wurde mit dem Versprechen auf ihre Stunden in der Firma gehalten. Maria sagt nicht, dass sie im August mit 60 Jahren in Pension gehen wird.
"Ich weiß es noch nicht, es interessiert mich auch nicht. Vielleicht bleibe ich auch länger."
Aufgrund des Gleichbehandlungsgrundsatz kann sie auch bis 65 Jahren arbeiten. Das ist legitim.

Und die Kollegen und Kolleginnen (ich nehme mich nicht aus) sind sauer, dass wir das Elend weiter mit ansehen müssen. Klar sie provoziert und und und, aber tja.
Ob sie jetzt ihre Arbeit tun kann oder nicht ist aber nicht Sache von uns Kolleginnen und Kollegen.
Es ist die Sache der Chefs, ihr das nachzuweisen. Und hätten sie das gewollt, hätten sie das schon längst gemacht.
Auch ein offenes Gespräch mit den betroffenen Personen geführt. Und nicht immer so verstohlene Zweiergespräche zwischen Tür und Angel.

Ein Wort, dass für mich die Verantwortung aufzeigt ist "Loyalität".
Wie sind hier die Loyalitäten zu sehen?
Jedenfalls nicht so, dass wir auf einander los gehen.
So quasi Bürgerkrieg im kleinen und die oberen Köpfe brauchen nur zusehen wie sich die unteren Köpfe die Schädel gegenseitig einschlagen.
Die Loyalität hat von oben zu erfolgen.

Und wenn ich mir wünsche, dass ich mich besser achte und mehr auf meine Bedürfnisse schaue, dann heißt das auch, dass ich das einem anderen auch zugestehe.
Und auch wenn ich Maria schon jahrelang vor der Nase habe, fange ich erst jetzt an zu begreifen. Wir sitzen alle in einem Boot.

2 Kommentare:

  1. Liebe ganga,

    ich merke immer wieder, dass zwischen purem Egoismus und einer gesunden Selbstliebe zwar Welten liegen, was die "Ausführung" anbelangt, aber wenn man selbst es gewöhnt ist, viel zu sehr auf andere zu achten und zu wenig auf sich selbst, dann sollte man sich egoistische Menschen genauer betrachten - weil die einem genau das zeigen, was Maria Dir auch zeigt: Wie sie sich für sich selbst einsetzen. Für ihre Bedürfnisse gerade stehen. Und sich nicht verbiegen lassen, egal wie groß der Druck im Aussen wird.

    Du lernst hier gerade gute Dinge - die Verantwortung bei den Chefs zu belassen und wie Du mehr auf Dich selbst achten kannst. Das sind gute Erkenntnisse und sie werden Dir sicher ein großes Stück weiter helfen!

    Und besonders dem vorletzten Absatz kann ich nur beipflichten - das was man sich zugesteht, das muss man auch anderen zugestehen. Klar sollte man nie rücksichtslos sein und über Leichen gehen, aber eine gesunde Portion Egoismus bzw. Selbstliebe braucht man einfach auch.

    Liebe Grüsse :)

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  2. Ich habe diesen Eintrag mit großer Freude gelesen. Ich lerne ähnliches Tag für Tag,
    Liebe Grüße
    M.

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