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Montag, 29. Dezember 2014

Alkohol, Streit und mehr- statt Meer

Der Virus, der mich erwischt hatte, war zwar heftig aber ist schon fast wieder vorbei. Der Husten wird mir noch etwas bleiben, aber es soll schlimmeres geben.
Den Mann hat es für einige Tage auch erwischt. Auch schön, zu zweit das Sofa zu hüten und die meiste Zeit zu schlafen.
So sind also die Weihnachtsfeiertage hinübergegangen.

Und dann mitten hinein in die Entspannung kommt natürlich, dreimal darf man raten, die volle Spannung. Am Samstag, mehr hat es nicht gebraucht für mich um mich wieder in den aufregenden Alltag zu katapultieren.

Der Mann hat mit seinen Freund in der Wohnung und dem Keller vom Vater einige abschliesende Fliesenarbeiten gemacht. Ein potenzieller Mieter hat sich für diesen Tag auch angekündigt und für den Mann war klar, dass der Saufkopf von Halbbruder sicherlich auch auftauchen wird um sich wichtig zu machen. Was natürlich auch so war.
Der Bruder kommt kaum bei der Tür herein und hat schon gemosert, was alles heute zu arbeiten ansteht (also er sitzt in der Küche und trinkt Bier und steigt den anderen dann nach um ihnen die Arbeit zu erklären). Ja und das sag mal meinen Mann. Da sind die beiden dann aufeinandergekracht, frage nicht.
Das dann wieder zusammenzufügen war dann meine Aufgabe.
Die Nacht konnte ich wieder nicht schlafen, weil mir dieses Verhalten des Bruders schon zu den Ohren raushängt. Gestern habe ich dann noch mit des Mannes Freund lang gesprochen und mir in der Nacht Fotos vom Kühlschrank und dem Keller angesehen.

Tja, ich bin zu etwas gekommen: Ich sag ja dem Mann immer wieder, dass er dem Bruder nicht auf den Leim gehen soll. Der macht ständig provozierende Bemerkungen, redet irrsinnig viel Blödsinn und lügt, dass sich die Deckenbalken biegen. Einfach nicht drauf eingehen.
So und das gleiche was für den Mann gilt, gilt auch für mich.

Ausserdem haben wir es jetzt endlich realisiert, dass er ein schwerer Alkoholiker ist. Er ernährt sich hauptsächlich flüssig. Der Kühlschrank ist immer mit Bier aufgefüllt. Und ganz hinten im Kühlschrank entdeckte ich auf den Fotos Schnapsflaschen. Auch im Keller stehen einige angebrochene Schnapsflaschen herum. Es hat mich eh schon gewundert, dass so ein Alki sich nur auf Bier beschränkt. Zumal er fast 60 Jahre jung ist und sicherlich bereits seit langer Zeit einen stärkeren Stoff braucht um sich zu betäuben. Ich kann nur sagen super Alter, Bier und dann der Schnaps, das gibt wenigstens aus.
Und deswegen erzählt er auch so viel Blödsinn, hat keinerlei Benehmen und stoßt mit jedem zusammen, der nicht auch säuft. Sein Leben ist geprägt von Neid und dem Gefühl des ständigem Versagens, weshalb er den anderen immer ein Versagen unterstellt, was nicht den Realitäten entspricht.
Und einen Teil von seinem Hirn hat er sich sicherlich auch schon weggesoffen.

Seine Frau ist die typische Co-Abhängige. Sie entschuldigt sein Verhalten, räumt hinter ihm her, und es existiert nur er. Sie fährt ihn täglich mit dem Auto herum und und und. Ganz irre. Und selbst ist sie immer krank vor Überforderung. Verantwortlich dafür ist der Junge, der ja in der Woche 34 Stunden bei ihnen ist. Alles wie aus dem Lehrbuch. Schlimm.
Hätte ich den Absprung aus diesen Beziehungsgeflecht nicht gemacht, könnte ich mich auch in die Reihe der Co-Abhängigen stellen.

Und der wirklich Leidtragende ist der kleine Junge, mittlerweile 12 Jahre alt. Er ist ja seit 3 Jahren unter der Woche in einem pädagogischen Heim in Linz untergebracht. Der Junge ist meiner Ansicht nach ganz schön schnell und auch fit im Kopf. Trotzdem hat er in der Schule Schwierigkeiten gehabt und sein Sozialverhalten war schauderbar und geprägt von Aggressionen.
Auf seine Mutter hatte er einen besonderen Ärger und ich sag mal, dass das eine absolut gesunde Reaktion von ihm ist. Den die kümmert sich nicht um ihn, sondern um den Alten. Und der Alte ist eifersüchtig auf den Buben und die Mutter weißt den Jungen von sich. Also eine absolut verständliche Reaktion des Jungen, der sauer ist auf die Alte, weil sie sich nicht um ihn kümmert. Und dass er dann projeziert ist auch klar.
Und sein Vater, sag ich mal eh schon wissen.
Der hat genau gespürt, dass ihm die Liebe und Zuwendung vorenthalten wird. Er ist doch das dritte Rad am Wagen und steht absolut draussen.
Dann hat der Junge im Alter von 9 Jahren Diabetes bekommen, nach Dahlke hat diese Krankheit hauptsächlich mit der Liebesfähigkeit zu tun.
Und er sollte angeblich auch von einen Nachbarjungen sexuell angetatscht worden sein, ich glaube mal, der hat sich auch in seiner Not an einen Menschen geklammert, der ihm ein Mögen sugeriert hat.

Es ist wirklich eine Geschichte die sich sehr oft abspielt. Ein Partner säuft und der andere unterstützt ihn dabei (was sie ja nie und nimmer machen, denn sie wollen den anderen nur vom Alkohol wegbringen und ihm helfen!). Kinder bleiben dabei auf der Strecke. Alles Handeln und Denken dreht sich nur um die Partner. Jeder providiert in Wahrheit vom anderen.

Und klar kann ich mir vorstellen wie schwierig es ist, solch eine Beziehung zu verlassen. Auch die Realitäten zu sehen. Und auch ich habe lange gebraucht um die Dynamik sehen zu wollen und mich daraus zu verabschieden. Wie geht es dann einem Partner. Tja.

Jedenfalls habe ich noch einige Dinge mit ihm zu erledigen. Der Kontakt ist zum Glück so gut es geht beschränkt auf Notwendiges. Und wenn die restlichen Sachen erledigt sind, wird das noch weniger.
Hoffentlich geht am Freitag alles gut mit der Angelegenheit.
Mein Focus liegt darauf, meines durchzusetzen. Und immer schön höflich bleiben. Ihm den Wind aus den Segeln nehmen. Wenn er Lob will gebe ich es ihm und lobe aber auch die anderen.
Immer schön souverän bleiben. Und wenn nicht, dann kann er mich mal. Aber, ohne mich und meine Unterschrift kommt auch er nicht weiter und dass was ihm sehr sehr wichtig ist, ist Geld und da werde ich ihn nehmen.

Ich konzentriere mich darauf, bis Freitag gute Energie zu sammeln und gestärkt und souverän den Termin mit dem Bruder zu machen.
Der Mann meinte, dass ich gut mit dem Bruder umgehen kann und auf meiner Linie bleibe, was mich sehr gefreut hat.
Das ist mir aber auch nicht in den Schoß gefallen. Ich erinnere mich an einige Posts und hilfreiche Kommentare.

So und jetzt versuche ich zu schlafen. Bis die Tage.

11 Kommentare:

  1. da gibt es so ein schönes buch (für die schwägerin)
    "wenn frauen zu sehr lieben." unteritel "die heimliche sucht, gebraucht zu werden" robin norwood.
    das hat mir vor 15 jahren die augen geöffnet. da hatte ich zwar längst aufgehört, einen alkoholiker zu schützen und zu betreuen, aber verstanden erst nach dem buch, was ich gemacht habe.
    ja, deine schwägerin bräuchte die kraft, den mann zu verlassen. das kind tut mir von herzen leid..........
    m.

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    1. Das ist ein guter Vorschlag. Ich habe doch dieses Buch auch in einem Regal und werde mich dann danach auf die Suche machen.
      Gedacht habe ich es mir auch, dass der einzige Weg der ist, ihn mit dem Jungen zu verlassen. Nur so wie ich sie erlebe, kommt das nicht in Frage, da wird der Junge doch lieber geopfert. Makaber. Gerade wenn sie erzählt, dass sie für den "Name" keine Geduld hat, frage ich mich immer wieder spontan, meint sie jetzt den Alten oder den Jungen (gleicher Vorname). Aber sie meint den Jungen. Das sie sich das überhaupt traut zu sagen, bei dem geringen Stundenausmass, dass der Junge bei ihnen ist. Schauderbar schlimm.
      Was aus dem Jungen werden wird, wird man dann sehen, wenn er 14, 15 Jahre alt ist.
      Aber, auch er hat eine Wahl. Bleibt er oder geht er.

      Liebe Grüße
      ganga

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    2. leider weiß der junge noch nicht, dass er eine wahl hat. dazu ist er zu jung und es fehlt ihm der überblick, ganz klar.
      vielleicht, wenn ihm gegenüber das mal erwähnt, dass er eine hat, kommt er dann drauf.
      m.

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  2. Ein pädagogisches Heim? Was muss ich mir darunter vorstellen? Eins, in dem er auch psychologisch betreut wird - oder diese Betreuung zumindest empfohlen wird? Es macht mich irre zu sehen, wie sehr Eltern ihr Kind zerstören. Da kann man ja froh sein, dass der Junge wenigstens unter der Woche hoffentlich gut und stabil versorgt wird.

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    1. Hallo Helma,
      es ist eine sozialpädagogische Wohngruppe von der Diakonie Linz, Zentrum Spattstraße. Ich glaube, dass sie dort zu sechst wohnen. Die Schulzeiten sind wie bei jedem anderen auch, aber die Kinder werden dann in der Wohngruppe schulisch auch noch gefördert. Therapien werden gemacht, Ergotherapie, Trommeln, ... Psychotherapie ist auch dabei. Und das Betreuungspersonal nimmt sich für die Jungen auch viel Zeit, sie sind dann in der Stadt auf dem Weihnachtsmerkt unterwegs usw. Aber auch strenge Regeln sind einzuhalten. Kein Handy während des Tages,.... die Kinder dort haben alle Probleme ihre Aufmerksamkeit zu halten, und und und. Jedenfalls sieht er dort auch etwas anderes als zu Hause. Und waschen muss er sich, gemeinsam wird gekocht, die Freizeit gestaltet usw.
      Es sind sicherlich alles sehr schwer gestörte Kinder dort mit vielen Traumatisierungen.
      Was ich weiß ist, dass sie dem Jungen beibringen möchten, dass er nicht immer so dem Vater gefallen möchte. Das er sich als eigenständiger Mensch begreift.
      Ob das gelingen wird, werden die nächsten Jahre zeigen. Der Junge macht auch schon immer wieder Bemerkungen, dass der Vater nur großartig redet und er eh keine Ahnung hat um was es geht. Vor dem Vater wohlgemerkt. Vielleicht besteht Hoffnung. Ich wünsche es ihm.
      Herzliche Grüße
      ganga

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  3. ...tja, die Sache mit dem Alc.....aber du klingst recht rational, prima, manchmal hilft es eben wirklich, Dinge laut auszusprechen und die eine oder andere Meinung einzuholen, manchmal steht man sich einfach bloss selbst im Weg und dann kann so ein außenstehender Stubser schon helfen.....

    Kinder sind immer die Leidtragenden, das ist traurig, aber auch nicht dein Problem, natürlich geht das zu Herzen, aber es sollte dein Herz nicht beschweren, so hart das jetzt auch klingt.....

    Schicke und wünsche dir weiterhin die nötige Kraft und Ruhe, um die "Angelegenheit Bruder" möglichst bald abschließen zu können und das am besten ohne Nach- und Nebenwirkungen.

    Herzliche Umarmung und liebe Grüße♥

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    1. Liebe Silberweide,

      ja ich habe auch wirklich einen guten Abstand zu diesen drei Köpfen gefunden. Und ihr habt da ganz wesentlich, eigentlich hauptsächlich dazu beigetragen. Und nachdem ich das Lösungsritual machte, fand ich wirklich ein Loslösung von den Menschen und ihren Problemen.
      Und das ist gut ....aber das sollte dein Herz nicht beschweren .... ja da würde ich doch wieder gerne ein bißchen Verantwortung übernehmen!! Falle!!!! Auf die Idee wäre ich von selbst jetzt gar nicht nicht gekommen, dass es mein Herz nicht beschweren sollte. Ich sag mal, typisch Helfen wollen. Vielen Dank.

      Danke für deine guten Wünschen
      Barbara

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  4. Du willst es dir wirklich antun die Wohnung mit deinem Bruder gemeinsam zu vermieten? Gibt es keine Möglichkeit die Immobilie zu verkaufen und somit das Theater zu beenden? Sonst ersetzt du den Vater nahtlos durch den Bruder.
    Das würde ich mir in meinem Leben nicht antun. Du machst dir jetzt schon mehr Gedanken über den Bruder, seine Sucht und seine Familie, als nötig.

    LG

    Kati

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  5. Hallo Kati,
    es wäre die beste Idee, dass es dort nur einen Besitzer gibt. Leider will der Bruder seinen Teil nicht verkaufen und mir die Hälfte abkaufen will er auch nicht.
    Jetzt probieren wir es halt mit der Vermietung. Denn was sollen wir sonst mit der Wohnung und dem Garten tun.
    Meine schlimmste Vorstellung ist, dass die Wohnung weiterhin leer steht und der Bruder sich dort wieder breit macht und alles vermüllt und verdreckt. Innen wie aussen.
    Und mir gehört dann trotzdem noch eine Hälfte und bei Wasserschaden, Brand,..... hafte ich auch mit.
    Ich könnte es ihm schenken. Und tschüß. Ist wirklich auch eine Option. Falls mich der zu sehr ärgert, ist das durchaus auch eine Möglichkeit.

    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. Mir fällt noch ein, dass es mir schon klar ist, dass ich vor dieser Familie nie Ruhe haben werde, solange uns miteinander etwas gehört.

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    2. Hi Barbara,

      in Deutschland gibt es für solche Fälle eine sogenannte Teilungsversteigerung. D.h. wenn mehrere Personen gemeinam etwas erben, was man nicht teilen kann (entgegen Bargeld, Schmuck..) dann kann einer der Erben eine Zwangsversteigerung erzwingen und das erzielte Geld wird dann nach Erbteilen aufgeteilt. Gibt es so etwas nicht in Österreich? Es wäre zumindest eine Option dem Bruder damit zu drohen und auf diesem Weg einen normalen Verkauf zu forcieren, damit kein finanzieller Verlust entsteht. Man kann dich doch nicht zwingen eine Immobilie zu behalten, die man nicht möchte.
      Er klettet sich an dich und du spielst das Spiel mit. Deiner seelischen Gesundheit zuliebe, solltest du eine schnellstmögliche Trennung anstreben.

      Kennst du eigentlich Colin Tipping? An ihn muss ich gerade denken, wenn ich deine Situation hier sehe.

      LG und Guten Rutsch

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