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Dienstag, 17. Juli 2018

Vernichtender Brief an den Mann

Der Mann hat von seiner Firma folgenden Brief bekommen.


Lieber Fred*
über dein Verhalten muss ich mich doch sehr wundern. Wenige Tage, nachdem du deinen "Schlaganfall" hattest, habe ich im Krankenhaus angerufen, um gegen deine frühzeitige Entlassung zu protestieren. Dort hat man mir gesagt, ich brauche mich nicht zu sorgen, du bist vollständig wiederhergestellt, hast keine Folgen zu befürchten und brauchst eigentlich auch keine Rehabilitation. Ich habe mich sehr für dich gefreut.

Als du einige Wochen später zu mir gesagt hast, "was jetzt in der Firma passiert" interessiert dich überhaupt nicht, habe ich natürlich gewußt, was das heißt.

Das du keiner einvernehmlichen Lösung zugestimmt hast, sondern es zur Gänze über die Firma abspulen willst, war für uns frustrierend. Zu der Zeit waren wir in finanziellen Nöten, nicht zuletzt weil du letzten Sommer so lange fort warst und du ab November einfach gefehlt hast, so schnell sind 30 Jahre Aufbau und Erfahrung nicht zu ersetzen, für diese lange Zeit unseres gemeinsamen Schaffens bin ich auch sehr dankbar.

Auf der anderen Seite, muss ich sehen, dass du menschlich kaum jemandem abgehst. Einigen Kunden, aus Gewohnheit. Viele aber, die jetzt erst wiederkommen, Mitarbeiter haben bis her noch kein Bedauern über deinen Abgang gezeigt.

Lieber Fred*. Du hast hier über 30 Jahre viel geleistet, viel erreicht. Du hast jeden Tag bezahlt gekriegt, hast alle Vorteile eines Firmen "Hahn" genossen. Es war auch deine Pflicht, dich dafür anzustrengen. Wir schulden dir nichts und ich wünsche dir sehr, dass du es in Frieden beenden kannst.

Gerhard


1. Ich habe in der Landesnervenklinik angerufen, mich auf den Brief bezogen und die Auskunft bekommen, dass aus datenschutzrechtlichen Gründen, keine Auskünfte per Telefon erteilt werden. Es bekommen nur nahe Angehörige persönlich eine Auskunft. Das war auch meine Erfahrung.

2. Das Wort "Schlaganfall" ist mit Gänsefüßchen eingefasst. Meiner Ansicht nach, drückt das auch den Zweifel an der Erkrankung aus.

3. Wenn man krank ist, braucht einen die Firma auch nicht zu interessieren. 

4. … keiner einvernehmlichen Lösung zugestimmt... heißt, dass er sich gegen eine einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnis gewehrt hat. Da der Mann auch noch 15 Wochen Urlaub hatte, wollten sie, dass er statt Krankenstand seinen Urlaub konsumiert und dann in Arbeitslose geht, mit den Worten: "Es kann dir ja eh nichts passieren, denn du bist 62 und hattest einen Schlaganfall. Vermitteln können sie dich so und so nicht." Und das stimmt nicht.

5. … in finanziellen Nöten, weil du letzten Sommer gefehlt hast … Der Mann hat 2017 seinen gesetzlichen Urlaub mit 5 Wochen in Anspruch genommen.

6. … ab November einfach gefehlt hast …  ja so ist dass, wenn man länger krank ist. Den Mitarbeiter, den er seit 1 Jahren eingeschult hat, damit er ihn ablösen kann bzw. sich aus dem Geschäft zurückziehen kann, den wollte der Oberboss nicht, weil dieser Mitarbeiter kritisch war. Dem  Mitarbeiter wurde nahegelegt, dass er sich eine andere Arbeit suchen soll. Er hat dann im Februar 2018 eine neue Arbeitsstelle gehabt und die Firma verlassen.

7. … menschlich kaum jemandem abgehst … ja was soll man darauf sagen: "Ohne Worte."

8. … Pflicht dich anzustrengen.. mmh, diese Aussage sehe ich sehr kritisch.

Übrigens ist diese Firma eine Alternative zu anderen sozialökonomischen Projekten. Da sollte so ein Vorgehen nicht passieren. 
Der Fred* ist nicht der erste, dem es dort so geht. Jetzt war halt er dran. Ich kanns nicht lassen, dass zu sagen. Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass er sich ausbeuten lässt und im Endeffekt nur einen Fußtritt bekommen wird. Genau so ist es auch gekommen.

Der Mann meinte, er hat immer wieder gesagt, dass es so und so nicht gehen wird, dass es Veränderungen braucht usw. und wurde immer damit abgetan: " Fred*, dass können wir uns nicht leisten". Ich sag mal, dass stimmt überhaupt nicht, die Auftragslage war gut, das Geschäft hat geboomt.
Tja, drei weitere Mitarbeiter haben gekündigt, weil nur mehr Chaos herrscht.

Der Mann sagt, hier sieht man mal wieder den Umgang des Geschäftsführers/Obmanns mit anderen. Der Mensch lebt in einer anderen Realität und kennt sich nicht mehr aus.

Der Mann ist froh, dass er nicht mehr hingegangen ist arbeiten, denn das hätte er nicht überlebt. Sehe ich auch so.
Er sagt, die 30 Jahre dort hat er für sich und für seine Klienten gearbeitet, sonst für niemanden.

Der Psychiater meinte zu ihm, dass es ihm schlecht gehen darf! Wird eh an der Zeit, dass er sich das zugesteht.






8 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Ein Begleitschreiben zur Kündigung durch den Arbeitgeber. Und weil er keiner einvernehmlichen Dienstauflösung zugestimmt hat, hat er 6 Monate Kündigungsfrist und den Urlaub müssen sie ihm auch auszahlen.
      Der Mann kostet der Firma aber nur mehr die Sonderzahlungen.

      Es ist schon schräg, was manche Leute in der "Alternativ-Szene" glauben, mit anderen aufführen zu können.

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  2. Liebe Ganga, soll das eine Kündigung sein oder was soll dieser merkwürdige Brief? Sowas hab ich mein Lebtag noch nicht gelesen. Tut mir leid für den Mann, dass er sowas erlebt. Ich hoffe, er nimmt es sich nicht so sehr zu Herzen. In der Klinik anrufen und Auskunft bekommen - das geht nicht. Das ist erlogen. Keine Klinik gibt einem telefonische Auskunft, schon gar keinem, der nicht verwandt ist. Der Schlaganfall ist medizinisch belegt und Punkt.

    Ich würde da nicht drauf eingehen. Das ist Mumpitz vom Feinsten.

    Und ja, es darf dem Mann schlecht gehen. Er hat sich den Schlaganfall nicht ausgesucht, es ist halt passiert und jetzt muss er damit klar kommen. Sowas kann jedem passieren!

    Liebe Grüsse
    Clara

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    1. Der Mann ist nicht auf die Einvernehmliche eingegangen und hat somit die Kündigung durch den Arbeitgeber bekommen. Das ist das nachfolgende Begleitschreiben durch den Obmann, seinen Freund!

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    2. "Freund" nennt der sich? Herrje... Aber weisst Du, der Mann ist über 60, er ist krank - der soll den Stinkefinger zeigen, einfach das einstreichen, was ihm zusteht und auf diesen "Freund" und diese merkwürdige Firma pfeiffen. Leichter gesagt als getan, aber wer so mit einem Freund umgeht, der krank wurde, den kann man doch getrost abhaken.

      Unfassbar...

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  3. Liebe Ganga, es wird sich mir nie erschließen, warum Menschen sich nicht einfach gerade in die Augen schauen können, auch dann, wenn man getrennte Wege geht.
    Dieser Brief sagt so viel über den Verfasser aus - das glaubt man ja gar nicht.
    Ich hoffe wirklich, Dein Mann grämt sich nicht allzu lange und nicht allzu sehr wegen diesem Scheiß, denn auch wenn man weiß, dass das alles hahnebüchen ist, so ärgert man sich ja dennoch.

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  4. das universum wird diese "behandlung" des mannes ausgleichen. er braucht gar nichts tun. nur lernen.
    für sich selbst, innen drin.
    unglaublich der typ! der briefeschreiber ist gemeint.
    m.

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  5. Der Brief ist allerdings wirklich vernichtend....
    Ich hoffe, ihr nehmt ihn nicht allzu tragisch!
    Herzliche Sonntagsgrüße, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2018/07/thailand-reisebericht-teil-4-ayutthaya.html

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