Es ist Donnerstagabend und ich habe Lust noch etwas unter
die Leute zu kommen. Einfach zu Hören was andere erzählen und beim mithören entspannen,
vielleicht gibt es auch Spaß und es kann gelacht werden.
Ich bin geduscht, die Haare sind gewaschen, ich gefalle mir
in der Hose und dem Shirt das ich anhabe, stelle fest, dass ich eine bessere
Figur habe als vor Zeiten, schminke mich noch und fahre in leichter Stimmung
los zu meiner Stammkneipe.
Schon wie ich zum Parkplatz hin fahre, sehe ich das Auto von
dem Halbbruder dort stehen. So ein Scheiß, mir vergeht das ganze gute Gefühl,
die Vorfreude auf den Abend.
Ich will nicht hineingehen, wenn die beiden auch drinnen
sind. An manchen anderen Abenden fahre ich dann wieder nach Hause. Heute will
ich aber nicht alleine zu Hause sitzen. Das würde mich frustrieren.
Ich weiß schon, ich habe ein Problem, weil eigentlich können
mir die beiden so etwas von wurscht sein. In meiner Vorstellung, so wie es sein
sollte, sehe ich das Auto, aha, auch da, gehe hinein, Grüße und alles ist gut.
Ob die jetzt da sind oder nicht geht mir doch sowas von vorbei. Ich muss mich
ja nicht hinsetzen zu ihnen.
Aber nein, was macht die gute Ganga? Die geht da jetzt schon
mit einem grantigen Gedanken ins Haus hinein, sieht dann durch das Glas der
Lokaltüre die Frau vom Halbbruder am Stammtisch sitzen, auf ihrem Platz (den es
nur in der Einbildung von Ganga gibt),
und eigentlich hätte ihr da klar werden müssen, dass sie
überreagiert. Dass es jetzt kein guter
Zeitpunkt mehr ist mit dieser schlechten Stimmung da hinein zu gehen.
Ich öffne die Türe, nehme die Frau in ihrer Präsenz (Ganga, du weißt doch für was sie steht, über
sie brauchst du dich gar nicht aufregen) da sitzend wahr, neben ihr der Bruder,
beide in stark verschmutzter Kleidung und irgendwie sehe ich rot. Ich will
nicht mit diesen beiden an einem Tisch sitzen, eigentlich nicht im gleichen
Lokal sitzen.
Auf der anderen Seite vom Stammtisch wollen sie mir Platz
machen, aber ich steure stur auf die Theke zu. „Ganga, setz dich doch zu uns
her, ich rutsche ein Stück“, aber die bockige Ganga meint daraufhin nur, dass
sie nicht zusammengequetscht sitzen möchte.
Ein Glas der üblichen Soda-Zitrone trinke ich und bezahle
auch gleich die 2 Euro dafür. Die Wirtin kennt sich sofort aus. Ich sitze an
der Bar, lese die Tageszeitung, schlürfe mein Getränk leer.
Irgendwie kann ich nicht mehr zurück. Ich brate im eigenen
Saft der Verdrießlichkeit.
Die Gedanken sind düster.
Ich spiele damit mich nach einer anderen Stammkneipe
umzusehen. Oder halt einfach wo anders hinzugehen, wenn ich ihr Auto sehe. Ich
muss nicht immer hier her gehen. Ich kann auch zum Nachbarn ins Lokal gehen.
Und weil es mir eigentlich beschissen geht, ich nicht mehr
aus meiner engen Gasse komme, und den Abend aber auch nicht zu Hause verbringen
möchte, beschließe ich, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, dass ich jetzt
zum ersten Mal im Nachbarbeisl vorbei schaue. Und das tue ich auch.
Ich hab ausgetrunken, meine Sachen gepackt und beim schnellen Rausgehen habe ich mich verabschiedet. Für mein Gefühl ein fürchterlicher Abgang und ich geniere mich bereits für mein kindisches Verhalten.
Ich hab ausgetrunken, meine Sachen gepackt und beim schnellen Rausgehen habe ich mich verabschiedet. Für mein Gefühl ein fürchterlicher Abgang und ich geniere mich bereits für mein kindisches Verhalten.
Draußen treffe ich Leute, die gerade kommen.
„Ganga, wo gehst du hin?“
„Ich schaue in den Lokschuppen.“
Befremdende Blicke treffen mich und ich erkläre, dass mein
Halbbruder und seine Tussi drinnen sind und ich einfach nicht mit ihnen reden
will. Sie verstehen was ich meine.
„Weißt du was Ganga, wir gehen mit dir.“
So stiefeln wir ein Haus weiter in die andere Bar. Es war OK
dort, im Laufe der nächsten Stunde kamen noch andere bekannte Gesichter.
So gemütlich wie bei Maria ist es nicht, und eigentlich habe
ich kein wirkliches Interesse, dort nochmals hinzu gehen. Es hat keine
Wohnzimmeratmosphäre, das weiche und warme geht ab. Ein Saufbeisl. Die anderen
sind auch nur wegen mir hin gegangen.
Ich bin sehr unglücklich, schimpfe ich mich schon die ganze
Zeit wegen meiner Dummheit. Der Mann meint: „Du wirst dich doch nicht von den
Beiden aus deiner Kneippe vertreiben lassen.“ Doch genau so ist es. Ich schaff
es einfach nicht, neutral zu bleiben.
Liebe Ganga, das ist manchmal gar nicht so leicht, sich nicht in solche Gedankenkonstrukte reinzusteigern. Der Bruder und seine Frau scheinen mir auch zwei zu sein, die sich dort einnisten, wo Du gerne bist. Das kann halt auch nervig sein.
AntwortenLöschenIch wünsche Dir, dass Du bald gelassener mit den beiden umgehen kannst und Dir die Freude an Deinen Unternehmungen nicht nehmen lässt.
Liebe Grüsse
Clara
Liebe Clara,
Löschendu hast es auf den Punkt gebracht.
Ja, vielleicht wird der Umgang mit ihnen leichter.
Liebe Grüße
Ganga