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Montag, 25. April 2016

Grüße

Hallo liebe Würfelzucker, es freut mich, dich bei mir begrüßen zu dürfen.
Nimm Platz und lass es dir gut gehen.



Foto: Ganga



Wird schon werden

Zum Glück ist es mir gelungen mich mit dem Atmen und Gut zureden zu beruhigen.
Der Schlaf war zwar nicht wirklich gut, ich bin immer wieder aufgewacht und habe vor mich hingedöst.
In der Früh bin ich mit leichterem Herzen aufgestanden und mit einem Nein im Geist und auf den Lippen in die Arbeit gefahren.
Diesen Montag früh hat mich niemand schon auf dem Gehsteig vor dem Haus abgefangen und der Platz vor meiner Bürotüre war auch leer (wahrscheinlich, weil ich bereits letzte Wochen alle Katastrophen ausgebügelt habe). Was für eine Erleichterung.

Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich meinen Arbeitstag heute nicht „umschmeissen“ werde. Ich bin ausgebucht und habe auf die gesamte Woche gesehen noch 4 Termine frei.

Um 8 Uhr 30 klopft es an meiner Türe und es schiebt sich ein Kopf zögerlich herein. Ob sie kommen darf, sie wolle nach meinem Krankenstand bei mir vorbeischauen. Ja, sehr nett. Wie geht es? Ich nehme mir Zeit für sie um abzuklären, was los ist.
Nachdem klar wird, dass die Welt heute und auch nicht in den nächsten Tagen zusammenbrechen wird, wenn ich nicht jetzt und sofort für sie Zeit habe,  kann sie gerne am Freitag um 9 Uhr kommen. Dann machen wir dieses und jenes.
Die restlichen 3 Termine vergebe ich telefonisch und somit ist meine Woche unter Dach und Fach. Aus.

Ich konnte meine Sachen machen und hatte auch die geplante Zeit für mich. Kaffee und Tee trinken, am Fenster in der Sonne sitzen, dem Schneetreiben fassungslos zuschauen, in Ruhe atmen, dem Körper nachspüren, sowenig wie möglich denken, entspannen.

Ich war so froh, dass ich bei meinem Plan bleiben konnte und der Tag war halbwegs in Ordnung. Ich habe meines gemacht und mich gehütet, mehr zu tun. Ganz wichtig, denn ich neige dazu, dass ich alles unter einen Hut bringen möchte.
Im Vergleich zu der letzten Woche und dem inneren Stress am Wochenende, war heute ein wirklich guter Tag.

Leider kommt heute Abend der Mann mit Halsweh und rauer Stimme von der Arbeit nach Hause. Tee kochen, Rachenspray besorgen, Heißgetränk anrühren und dem grantigen Mann zuhören, der mir sein Leid klagt über seine heutigen Erlebnisse. Alles wird gut.

Heute haben der Mann und ich Hochzeitstag. 20 Jahre Liebe.


Liebe beinhaltet alles, aber nur für Verliebte. Nach der 
Hochzeit wollen die Verliebten mehr als nur einen 
blauen Himmel und den wohlriechenden grünen 
Teppich der Wiesen.

(1799 - 1850), französischer Philosoph und Romanautor


 Foto: Ganga

Zu den grünen Wiesen und dem blauen Himmel soll's gehen. 






Samstag, 23. April 2016

Streß und Ängstlichkeit

Leider fällt mir nichts ein, was für die LerserInnen interessant wäre. Ich hatte einen grippalen Infekt und bin einfach nicht gut drauf. Es kündigt sich schon seit längerer Zeit an, dass ich arbeitsmäßig leicht überfordert bin. Es sind nicht die Erlebnisse, sondern die Menge an Erledigungen.
Das Handy läutet, zeitgleich sitzt jemand vor mir, das Festnetz läutet, es klopft an der Tür. Und das schon seit drei Monaten. Ich habe es lange Zeit gewuppt, aber jetzt ist die Luft heraussen. Ich war einige Tage im Krankenstand, was mit gut getan hat.
An meinen ersten Arbeitstag, haben die Klienten schon an der Eingangtüre auf mich gewartet, der Platz vor der Bütotüre war schon besetzt.
Ich habe mir gedacht, dass darf doch nicht war sein.

Ich überlege, was ich anders machen könnte und ich komme wieder zu dem, dass ich einfach mehr nein sagen muss. Auch wenn es um Fristen geht. Nein, diese Woche habe ich keine Zeit. Nächste Woche am Dienstag um so und so viel Uhr. Leider, sie sehen, wie es zugeht, diese Woche ist bei mir schon ausgefüllt. Es gibt keinen Termin mehr.
Es hört sich gut an, aber es ist nur zum Teil praktikabel.
Ich muss sagen, die einzige wirkliche Lösung ist, dass ich nicht im Büro anwesend bin.

Und weil ich in starken Stressituationen mit schmerzhafte Verspannungen reagiere bekomme ich noch mehr Stress, weil das ein elendiges Gefühl ist. Ich merke, dass ich wieder Halsweh habe, und ich reagiere mit Angst, dass ich krank werde. Seufz.

Ich rede mir gut zu: Atmen Ganga. Ruhig und regelmäßig atmen. Alles wird gut. Egal ob ich wieder einen Infekt aufgefangen habe oder nicht, es wird alles gut werden.




Samstag, 16. April 2016

Eine Geschichte vom Gewicht: s'Umfeld

Meint die Anna zum Hans, dass ihr die Sieglinde erzählt hat, dass sie mehr auf sich schauen möchte.
Aha. Dass mehr auf sich schauen, heißt, dass die Sieglinde meint, dass sie zu fett ist und weniger Gewicht auf die Waage bringen sollte. Das verstehe ich.
Ich kenne solche Aussagen von mir selbst und weiß, dass die so gesagt und gemeint nicht viel an Veränderungspotenzial in sich haben.
Wieso nicht? 
Weil dieses auf sich selbst schauen so etwas Sanftes und für sich wohlmeinendes in Anspruch nimmt. Ich bin gut zu mir. Und das beinhaltet keine Tränen, keinen Hunger, kein Schinden.
An das Durchhaltevermögen, wenn’s hart im Alltag wird, denkt man nicht.
Der Hans hat nichts darauf gesagt.
Er weiß, dass die Anna auch so ihre Schwierigkeiten mit dem Gewicht hat.

Setzt sich die Sieglinde zu uns an den Tisch und fragt die Anna, was es zum Essen gibt. Die Anna erzählt ihr von dem feinen Eispalatschinken. Wie sie merkt, dass sie der Sieglinde lange Zähne gemacht hat, legt sie noch ein breites Grinsen dazu.
Auf einer ovalen Vorlagenplatte liegen zwei dick mit Vanilleeis gefüllte Palatschinken. Weil es anscheinend nicht genug ist, sind geschätzte zehn Vanilleeiskugeln, eine Menge Ananasstücke, Marillenspalten, viel Schlagsahne mit Schokoladensauce neben und auf den dicken Palatschinken drapiert.
Und das stellt sie der Sieglinde vor ihre Nase.
Sie reicht ihr feierlich das Besteck. Judas.

Ich esse auch bei Anna. Und weil ich weiß, um was es noch geht, ist meine Frage nach dem Essen nicht allgemein.
Was für eine Suppe hast du heute? Frittaten, Gemüse, Spargel, Bärlauch, …  super, diese eine nehme ich. Eine kleine Portion bitte. Und einen Beilagensalat. Sie leert mir extra Kürbisöl über die Salatblätter, darüber sehe ich hinweg.



Montag, 11. April 2016

Sinn



Kinder lassen sich von außergewöhnlichen Bildern, wie hier der „Tänzerin im Sturm“ von Corinna Rosteck, gerne inspirieren.<br />
 Archivfoto: privat


Aber meine Seele ist eine 
leidenschaftliche Tänzerin,
sie springt herum nach einer inneren 
Tanzmusik,
die nur ich höre und die anderen nicht.

Bettina von Arnim
(aus " Es tanzt der Stein" von Brigitte Fuchs)




Sonntag, 10. April 2016

Selbstbewußt ist sie

Bevor der Halbbruder und ich überhaupt die Kündigung von unserem Mieter erhalten haben, hat sich mir schon eine Bekannte für die Wohnung angetragen. Für mich ist es in Ordnung, wenn sie einzieht. Aber ich kenne meinen Halbbruder.
Und in diesem speziellen Fall sage ich nur Männer, Frauen, Wünsche und Träume.

Yvona (heute mal die Namen auf ungarisch) hat sich schon vor einem Jahr für die Wohnung interessiert, sie dann aber abgesagt. Sie war ihr zu teuer, zu groß, …. sie wusste noch nicht genau, wie sie mit dem Geld zurecht kommen wird.
Damals hatte sie eine eigene Wohnung gesucht um vom Lebensgefährten und seiner Mutter wegziehen zu können.
Sie hat dann eine kleine Wohnmöglichkeit mit Kochgelegenheit und Nasszelle bei den Padres (Kirche) gefunden. Den Hund, den ihr der Ehemalige geschenkt hat, hat sie mitgenommen und das Pferd, auch ein Geschenk des Verfloßenen, hat sie auf einer kleinen Pferderanch in der Nähe untergestellt.
Den Hund holt ein Pensionist aus dem Dorf zweimal am Tag aus der Wohnung und geht mit ihm spazieren, damit er auch mal länger die Wiese beschnuppern kann.
Und jetzt spricht sie mich an, dass sie gerne die Wohnung hätte. Sie braucht etwas Größeres als jetzt, wenigstens zwei Zimmer und der Garten wäre für ihren Hund ideal, da könne man die Türe offenlassen und er kann selbst hinein und hinaus gehen.
Ja, so wie die Wohnung aufgeteilt ist, kann das alles so sein. Und leisten kann sie sich die Wohnung auch.

Yvona ist Kellnerin, eine gute Kellnerin, die viel arbeitet und auch gutes Trinkgeld verdient. Für ihr Essen ist gesorgt und wenn Yvona nach ihrer Arbeit noch auf einem Absacker fortgeht, zahlt sie nie selbst. 

Yvona beschäftigt manche Männer der Wirtshaus-Runde immer wieder einmal. Wenn ein Verehrer wegen ihr immer 400 Kilometer anreist taucht die Frage auf, was geht bei den Beiden, wieso wohnt der Typ im Wirtshaus und nicht bei ihr. Und obwohl mein spezieller Freund, der Major, auch diesen dann in der Zange hat, ist doch bei Yvona noch alles offen.
Sie sind nur Freunde.

Und so sage ich dem Halbbruder, dass sich Yvona für die Wohnung ernsthaft interessiert.

Dann geht es los mit den Vermutungen und Zuschreibungen über sie. Alle meine Vorahnungen hat der Halbbruder bedient.
Wie soll sie die Wohnung, ihr Pferd, den Hund, ihr Auto und ihr Leben finanzieren? Wenn sie einzieht, will er, dass der Typ der da regelmäßig kommt auch den Mietvertrag unterschreibt, weil wenn sie nicht mehr zahlen kann, dann kann er sich wegen der Miete an den Typen halten.
Und ich schreibe das hier so harmlos, weil ich es einfach nicht fertig bringe, das wirklich sehr sehr einfältige und tiefe Gerede zu Papier zu bringen.
Da soll eine Frau keine Wohnung bekommen, weil sie keinen Typen hat und alleine nicht selbsterhaltungsfähig ist!
Guter Halbbruder, Frauen können sich auch eigenständig ein Leben finanzieren. Also, dass war so ein Punkt wo ich meinen professionellen Umgang mit ihm fast über Bord geworfen hätte. Aber das hätte der Yvona nichts genützt und es wäre für mich Arger für nichts und wieder nichts gewesen.
In der Abwertung bedient er seine Geilheit, seine Wünsche, seine Träume.

Und weil ich Nägel mit Köpfen mache, habe ich mit ihm und Yvona eine Zeit zum Treffen ausgemacht. Mietverhandlungen. Und da will er von Yvona diese ganzen übergriffigen Fragen und Vorstellungen beantwortet haben. Ganz aufgeblasen wirkt er, die Macht ist auf seiner Seite.

Da kommt dann Yvona daher, in schwarzer enger Jeans mit Stiefeln, schwarzem Pullover und Reitjacke. Attraktiv ist sie, wie eine Katze. 
Ich bin nur Zuschauerin.
Selbstbewußt ist sie, klar und gerade.
Der Halbbruder bringt keinen einzigen seiner übergriffigen Sätze mehr heraus, ganz sanft und zugänglich ist er. Mein innerliches Grinsen wird immer breiter.  Wir einigen uns und gut ist die Sache.
Die Frau kann mit schwierigen Menschen umgehen.

Der Halbbruder meint dann zu mir, dass die Frau ein Tempo drauf hat. Ja, ich schaue ihr auch gerne zu, wenn sie sich bewegt. Grins.
Ganz bedröpelt wirkt er. Grinsekatze.






Freitag, 8. April 2016

Hitze, Energie

Ich schalte mir täglich die Sauna ein und sitze und liege in der Hitze, dann sitze und stehe ich unter dem Duschkopf und lasse mich abregnen.  Da fällt alles ab, da werde ich wieder frisch.
Heiß, kalt, warm, kalt. 
2 Stunden, dann geht's wieder.







Nur Ärger, Hysterie .... Auflösung

Und es ist Montag und der Mensch mit der offenen Haftstrafe muss heute um 9 Uhr aus dem Zimmer ausgezogen sein. Sein Hab und Gut sollte er untergestellt haben und alles was er nicht mehr haben möchte sollte er im Container vor dem Haus entsorgen.
Das war vereinbart.
Ob mit oder ohne Messer.

Und weil sein Drama doch Spuren bei mir hinterlässt, schlafe ich die Nacht vorher unruhig. Was wird am Montag sein?
Die Gedanken laufen Bilder.
Und weil ich mit einem Gemetzel rechne, mit einem auf Droge durchgeknallten Menschen in Verzweiflung, kommt ein Kollege zur Zimmerübergabe mit.

Und was war? Was war?
Nichts war, gar nicht war, nada, njet.
Das Zimmer war sauber geräumt und die Zimmerschlüssel sind auf dem Tisch gelegen.

Ich war fassungslos, dass nach dem monatelangen Drama mit ihm und dem Highlight der Messertreiberei sein Auszug so reibungslos über die Bühne gegangen ist.
Der Kollege stellt fest, dass es wieder einmal so eine Geschichte ist, wo man mit dem Schlimmsten rechnet und dann ist nichts mehr.

Im Büro habe ich nachtelefoniert und der Mensch hat doch tatsächlich die Angebote angenommen und seines, was ansteht begonnen zu erledigen.



Donnerstag, 7. April 2016

Nur Ärger

Muss einer für 20 Monate in Haft gehen. Wegen schwerer Körperverletzung, gefährlicher Drohung und noch einigen anderen Gewaltdelikten. Es nützt nichts, die 20 Monate muss er einsitzen gehen.
Und weil er immer und immer hinauszögern will und ihm dafür alle möglichen Dinge einfallen, was er unbedingt erledigen muss, setze ich den Punkt.
Er muss aus dem Zimmer ausziehen, hat seine Sachen unterzustellen.

Und weil es einfach so weit ist und er gehen muss, sage ich es ihm nochmals. Und weil sein bisheriges Drama ihm noch nicht reicht und er die Hoffnung hat mich zu beeindrucken, hat er auf einmal einen Taschenveitl in der Hand. Er wird mich umbringen, wenn er seinen Personalausweis, der übrigens seit 2007 abgelaufen ist, nicht erneuern kann und ich ihm alle seine Chancen verbaue. Und um da Eindruck zu machen, fuchtelt er mit dem Messer vor meiner Nase herum.
Zum Weglaufen ist es jetzt zu spät, da komme ich nicht mehr aus der Türe hinaus. Und ich meine, dass das jetzt ein blöder Tod ist. Dann läßt er von mir ab und beginnt im Zimmer herumzurennen. Er will sich selbst umbringen und weil ich jetzt weiß, dass er das nicht machen wird, kann ich abwarten. Nach einigem ziellosen Herumrennen beruhigt er sich soweit, dass ich aufstehen und mich verabschieden kann. Zum Sagen gibt es nichts mehr.

Und weil ich allgemein in den letzten Wochen doch sehr genervt bin, und ich mich im speziellen seit Monaten mit dem Menschen auseinandersetzten muss und er mich am Schmäh hält und Drama produziert, wo mich Ämter anrufen, sich die Polizei meldet, etc. denke ich mir nur mehr, du Trottel.


Montag, 4. April 2016

Körpereinsatz: Alles was man brauchen kann

Ich beobachte seit einigen Wochen, dass die Wohnung irgendwie unbewohnt wirkt. Die Fenster scheinen eigenartig blind zu sein. Ich bleibe aber auch nicht stehen um nachzusehen, was mich an den Fensterscheiben irritiert. So wichtig ist es mir dann doch nicht.

Vor einigen Tagen bekommt der Halbbruder vom Mieter einen eingeschrieben Brief. Es ist die Kündigung mit Ende April. Er sei jetzt auf Kur und komme anschließend in ein Pflegeheim. Mehr steht da nicht auf den handgeschriebenen Zettel.
Gut, der Mieter hat in den letzten Monaten schon sehr käsig ausgesehen und dass es ihm nicht gut geht, konnte ich mir schon vorstellen.
Aber der Mieter ist nicht alleine und seine Lebensgefährtin hat auch den Mietvertrag unterschrieben. Was ist mit ihr? Ist sie noch da?
Um die beiden ranken sich am Dorf ja einige Geschichten. Er war mit der Frau verheiratet, die die Kühe und Schafe verhungern und verdursten lies, hatte mit dieser Frau vor langer Zeit auch den Bauernhof betrieben. Was ich so höre, hat er im Leben nicht viel ausgelassen und meine damit nicht die schönen und guten Dinge. 
Die jetzige Frau hat er vor 12 Jahren auf einer Kur kennen gelernt. Sie war Pflegehelferin und weiß was sie will. Gesucht und gefunden. Der Deckel zum Topf.
Was weiß ich.

Letzten Sommer werde ich vom Amt der Landesregierung, Abteilung Soziales angeschrieben mit dem Ersuchen mich bei dem Herrn A. zu melden, wegen dem Mieter.
Der warnte mich vor der Schlitzohrigkeit des Mieters, wollte wissen ob dieser seine Miete bezahlt hat und riet mir bei Nichteinhaltung unserer Vereinbarungen keine Gnade walten zu lassen. Genau diese Worte hat er verwendet. Mehr durfte er mir aus Datenschutzgründen nicht sagen. Damit ließ ich es so sein.
Die Miete ist gekommen und ich hatte ein Auge und ein Ohr offen für Beobachtungen und Wahrnehmungen von Dorfbewohnern. Das sie ihn mal beim Metzger gesehen haben, ... auch dass er auszieht haben sie sofort gewusst. Dass die Wohnung frei wird. Und bevor wir es erfahren haben, dass die Mieter ausziehen, hat sich mir bereits eine Nachmieterin angetragen.

Es ist Wochenende, Sonntag früh und mir drängt sich ständig das Bauchgefühl und der Gedanke auf, dass ich ins Dorf zur Wohnung fahren soll. Weil’s nicht umsonst sein wird, packe ich mich zusammen und fahre hin.
Ein weißer Kastenwagen steht vor der Laderampe und ein Typ ladet Sachen ein. Er sei der Schwiegersohn der Mieterin.
Als ich mich kurz vom Auto wegdrehe schlägt er die Türen zu und stellt sich mit verschränkten Armen, so wie ein wuchtiger Türsteher, davor. Erst da komme ich drauf, dass etwas mit diesem Transporter nicht stimmen mag.
Jetzt muss ich schnell sein. Ich gehe zügig durch die Werkstatt in die Wohnung und verschaffe mir einen Überblick, so gut es geht. Einige Dinge fehlen, wie der Einbauherd in der Küche, eine Holztüre, an einer Wand sind nur mehr Löcher statt des Heizkörpers zu sehen und die Gartenbank vermisse ich auch. Die Fenster sind mit Leintücher abgedunkelt, weshalb das Glas von aussen spiegelt. Und weil ich begreife was da vor sich geht und es mir mit dem Knie besser geht und ich wieder etwas laufen kann, komme ich zum Haupteingang herausgerannt und stoppe den Kastenwagen mit meiner Person.
Der Typ wollte gerade mit Vollgas wegfahren!
Unglaublich.
Und da kann ich so etwas von stur werden, dass man mich wegtragen muss, mich überfahren muss, damit ich weiche.
Ich steh da vor dem Kastenwagen und das Arschloch meint mich einschüchtern zu können, in dem er immer wieder mit dröhnendem Motor bis knapp vor meine Kniescheiben fährt.
Ich vermute mal, dass er mich nicht überrollen wird, denn sonst hätte er es schon gemacht.
Ich blase mich auf, damit ich sehr schwer und bedrohlich und wie ein uneinnehmbares Hindernis vor ihm wirke. Und weil ich trotzdem bei mir bin merke ich jetzt den Gewichtsverlust, weil ich einfach diese aufgeblasene Dimension nicht mehr zusammenbekomme. Ich grinse innerlich. Und so stehen sich der Typ und ich Auge in Auge gegenüber. Ich in leicht abgespeckter Form, ohne aufgeblasenes Körperbewusstsein, dafür mit eisernem Willen.
Und da stehe ich und lasse ihn nicht wegfahren, und ich komme mir vor wie damals mit 17 in Zwentendorf und in der Hainburger Au.

Und weil die Sache unterbrochen werden muss um weitergehen zu können, kommt die Polizei und läßt die beiden Autotüren öffnen.
Und so kommt’s, dass ich einen Teil der verschwunden Sachen wieder zurückbekomme.
Die zwei Polizisten sind in Ordnung, der Typ fängt zu jammern an, dass er nur den Auftrag der Mieterin ausgeführt hat.
Nach guten eineinhalb Stunden sind wir fertig. Er soll sich schleichen.